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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 97 – Drucksache 20/5646 Blut-Hirn-Schranke
Die Blut-Hirn-Schranke ist eine physiologische Barriere zwischen dem Blutkreislauf und dem Nervengewebe des Gehirns. Sie schützt das Gehirn vor im Blutkreislauf zirkulierenden Krankheitserregern oder toxischen Stoffen, und sie reguliert auch den Nährstoffhaushalt des Gehirns. Verschiedentlich wurde vermutet, dass HF-EMF die Funktion dieser Schranke negativ beeinflussen und damit das Gehirn potenziell schädigen könnte.
Verhalten
Dieser Endpunkt umfasst die wenigen Studien, die sich dem Zusammenhang zwischen HF-EMF-Exposition und Verhalten gewidmet haben. In einer eigenen Subkategorie wurden die Arbeiten zum Verhalten von Kindern er- fasst.
Wirkmechanismen
Dabei geht es nicht um konkrete gesundheitliche Effekte, sondern um Erklärungen, wie Effekte ursächlich zu- stande kommen könnten. In der Forschung ist das Wissen um Wirkmechanismen von zentraler Bedeutung, weil damit ggf. Beobachtungen, insbesondere statistische Korrelationen aus epidemiologischen Studien, kausal erklärt werden können. Für den Risikonachweis sind deshalb solche Studien von großem Belang.
Genau genommen handelt es sich bei diesem Forschungsbereich nicht um einen »Endpunkt«. Aus pragma- tischen Gründen wird er dennoch hier mit aufgeführt. Es wurden vier Themenfelder herausgegriffen, die durch eine besonders aktive Forschungslandschaft gekennzeichnet sind. Die Heterogenität des Feldes ist jedoch außer- ordentlich groß und die Auswahl hätte auch anders ausfallen können. Im Einzelnen handelt es sich (i) um Studien, welche das Potenzial von HF-EMF zur Destabilisierung des Genoms untersuchen, (ii) Arbeiten, die sich mit dem Schädigungspotenzial von Sauerstoffradikalen beschäftigen, (iii) Forschungsarbeiten zur Protein- und Genexpres- sion unter HF-EMF-Exposition und (iv) Studien, welche die Wirkungen von HF-EMF auf Zellmembranen und Zellfunktionen zum Thema haben.
Für die Risikobewertung sind Resultate in diesem Feld erst hilfreich, wenn robuste Ergebnisse vorliegen und ein auf diese Weise identifizierter Wirkungsmechanismus Befunde aus Effektstudien schlüssig erklären kann.
Anderes
Nicht alle in der Literatur vorfindbaren Effektstudien werden von den zuvor beschriebenen Endpunkten erfasst. Daher wurden weitere sieben Endpunkte unter dieser Sammelkategorie gefasst. Es sind dies: (i) Kinder und Ju- gendliche allgemein, (ii) ältere Menschen, (iii) Immunsystem, (iv) Metabolismus, (v) Sinne (Gehör, Auge), (vi) Zellen allgemein sowie (vii) Adaptive Response.
Bei Adaptive Response (anpassungsfähige Antwort) handelt es sich um einen Endpunkt, der in jüngerer Zeit und vor allem in außereuropäischen Studien thematisiert wird. Untersucht wird hier, ob bzw. wie die Wirkung einer Noxe (z. B. ein Schadstoff oder Röntgenbestrahlung) durch vorherige Exposition mit HF-EMF beeinflusst werden kann.
Exkurs: Dosimetrie/Exposimetrie
In sehr vielen Studien im EMF-Bereich wird sich mit Fragen der Expositionserfassung und der Dosimetrie, so- wohl messtechnisch als auch durch computergestützte Modellierung und Simulationen, beschäftigt. Diese Arbei- ten bilden eine unverzichtbare Grundlage für experimentelle und epidemiologische Arbeiten an möglichen ge- sundheitsbezogenen Risiken, aber auch beispielsweise hinsichtlich der Einhaltung von Grenzwerten sowie für regulatorische Empfehlungen.
Im vorliegenden Bericht stehen dosimetrische Studien und Arbeiten zur Expositionserfassung nicht im Mit- telpunkt. Dennoch werden einige für die Risikoforschung relevanten Erkenntnisse aus der EMF-Dosimetrie und -Exposimetrie zusammengefasst (Kap. 4.5.3). Auch werden wichtige aktuelle Befunde aus diesen Projekten mit
   Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.




















































































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