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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 95 – Drucksache 20/5646 Zellstudien
Die Bedeutung von Zellstudien (häufig als »in-vitro-Studien« bezeichnet) liegt bei der Identifizierung bzw. dem Nachweis von Wirkmechanismen. Ist ein Wirkmechanismus experimentell bestätigt worden, dann können bei- spielsweise statistisch knapp signifikante epidemiologische Resultate ein grösseres Gewicht in der Risikoein- schätzung erhalten. Sodann erlaubt die Kenntnis von Wirkmechanismen die gezielte Erforschung von möglichen Gesundheitsrisiken (kritische Dosen, potenzielle Erkrankungen, gesundheitspolitische Relevanz).
Endpunkte
Als Endpunkte werden bestimmte gesundheitliche Auswirkungen bzw. Krankheitsbilder bezeichnet, deren mög- liches Auftreten im Zusammenhang mit der Exposition mit HF-EMF wissenschaftlich untersucht wird. Im Fol- genden werden die in diesem Bericht verwendeten Endpunkte kurz charakterisiert.
Krebs
Das Hauptaugenmerk der gesundheitsorientierten EMF-Forschung liegt auf dem Krebsrisiko. Im hochfrequenten Bereich stehen vor allem Tumore im Kopf- und Nackenbereich im Fokus. Diese werden vor allem im Zusam- menhang mit der Mobiltelefonnutzung untersucht. Vereinzelt gibt es auch Studien zum Krebsrisiko im Umfeld von Mobilfunkbasisstationen. Aufgrund der im Vergleich zur Belastung durch ein nah am Körper genutztes mobiles Endgerät deutlich geringeren Exposition ist hier das Forschungsinteresse allerdings weniger ausgeprägt. Sodann wird seit einigen Jahren verstärkt das Risiko von Kindern und Jugendlichen untersucht. Auch hier liegt das Interesse primär bei der Nutzung der Endgeräte und folglich beim Tumorrisiko im Kopf- bzw. Nackenbereich.
Aufgrund der Publikationslage wurden zu diesem Endpunkt drei Unterkategorien gebildet: Tumore im Kopf- bereich (Nacken inbegriffen), Tumore bei Kindern, andere Tumore.
Neurodegenerative Erkrankungen
Dazu zählen alle Erkrankungen, die im Zusammenhang mit der Degeneration von Neuronen (Nervenzellen) ste- hen, insbesondere die Alzheimer-Krankheit und andere Formen der Demenz, amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Multiple Sklerose (MS) und die Parkinson-Krankheit. Die Vermutung, dass EMF das Risiko für neurodegenera- tive Erkrankungen erhöhen könnte, wurde zuerst im Zusammenhang mit Magnetfeldern der Stromversorgung (Haushalte, Stromnetze etc.) untersucht. Im Zusammenhang mit hochfrequenten Feldern des Mobilfunks liegen erst wenige Studien (vor allem Tierstudien) vor.
Fertilität
In der Forschung ist auch der Befürchtung nachgegangen worden, dass HF-EMF die Fruchtbarkeit (Fertilität) negativ beeinflussen könnten. Neben in aller Regel wenig aussagekräftigen und robusten Studien mit menschli- chen Probanden sind dazu primär Tierversuche unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt worden.
Entwicklung
Zur Frage, ob die Entwicklung eines Kindes im Mutterleib durch HF-EMF Exposition (von Mutter und Fötus) negativ beeinflusst wird, liegen Laborstudien mit Tieren (Ratten, Mäuse) vor, sowie einige Humanstudien, in denen die vorgeburtliche Exposition erhoben und Zusammenhänge mit Entwicklungsstörungen untersucht wur- den. In diese Kategorie mit einbezogen wurden auch Arbeiten, welche sich mit dem Verlauf von Schwangerschaft und Geburt im Hinblick auf HF-EMF Exposition beschäftigt haben.
   Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.





















































































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