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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 137 – Drucksache 20/5646
  Zusammenfassende Bewertung
Wirkungen und Evidenz in experimentellen Studien
Von den 12 experimentellen Studien zeigten vier (mit insgesamt 137 Kindern und Jugendlichen) eine Wirkung der Mobiltelefonexposition. Zwei Studien fanden eine Veränderung der Hirnaktivität (Krause et al. 2006; Leung et al. 2011) bzw. eine Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit (Leung et al. 2011) und eine Studie vermerkte eine Verbesserung des Kurzzeitgedächtnisses (Movvahedi et al. 2014). Eine weitere Studie (Nam et al. 2006) stellte einen signifikant verringerten Hautwiderstand während der Mobiltelefonexposition fest, was die Au- toren als Wirkung auf das autonome Nervensystem deuteten. Nur eine der vier Studien, die eine Wirkung einer HF-EMF-Exposition aufzeigten, war von hoher Studienqualität (Leung et al. 2011). Acht Studien konnten keine Wirkungen auf die Hirnaktivität, die kognitiven Funktionen oder physiologische Parameter feststellen. Alle vier Studien, die eine Wirkung einer HF-EMF-Exposition aufzeigten, untersuchten die Exposition mit einem Mobil- telefon. Die einzige (Riddervold et al. 2008) experimentelle Studie zur Exposition bei einer Mobilfunkbasisstation konnte keine Wirkung aufdecken.
Ob die gefundenen Ergebnisse eine gesundheitliche Relevanz haben und welcher Wirkungsmechanismus zugrunde liegen könnte, ist nicht geklärt. Aufgrund der inkonsistenten Datenlage, der aufgrund der notwendig zu erfüllenden Einschlusskriterien insgesamt geringen Studienzahl (n = 12), der relativ kleinen Teilnehmerzahlen in den einzelnen Studien (15 bis 60 Teilnehmende, Median = 26, Mittelwert = 30) sowie der geringen Anzahl der Studien, die eine Wirkung der Mobiltelefonexposition feststellen konnten (n = 4), deren durchwachsener Studien- qualität (eine Studie von hoher Qualität, zwei von moderater und eine von geringer Qualität) sowie der ungeklär- ten gesundheitlichen Relevanz der gefunden Wirkungen lässt sich momentan auf Grundlage der experimentellen Studien keine klare bzw. seriöse Einschätzung zu den möglichen biologischen und gesundheitlichen Wirkungen von HF-EMF kabelloser Kommunikationsgeräte auf Kinder und Jugendliche treffen. Die Evidenz für Wirkungen von HF-EMF kabelloser Kommunikationsgeräte auf Kinder und Jugendliche ist auf Basis der experimentellen Studien insgesamt als unzureichend einzustufen.
Auch Studien mit Erwachsenen haben gezeigt, dass eine Mobiltelefonexposition die Hirnaktivität beeinflus- sen könnte (Danker-Hopfe et al. 2019a; Hug et al. 2014; Loughran et al. 2019; SCENIHR 2015). Fünf der zwölf experimentellen Studien zu Kindern und Jugendlichen haben zugleich auch Erwachsene untersucht (Choi et al. 2014; Riddervold et al. 2008; Leung et al. 2011; Croft et al. 2010; Nam et al. 2006). Dabei konnte in zwei Studien festgestellt werden, dass ein verringerter Hautwiderstand während der Exposition nur bei den Jugendlichen auftrat und nicht bei den Erwachsenen (Nam et al. 2006) und dass bei einer kognitiven Aufgabe (n-back-Test) die Leis- tungsfähigkeit nur bei den Jugendlichen verschlechtert war (Leung et al. 2011). Alle anderen Parameter in den beiden Studien waren bei den unterschiedlichen Altersgruppen nicht verändert. Auch die restlichen drei Studien konnten keine unterschiedlichen Ergebnisse in Abhängigkeit vom Alter finden.
In der Gesamtschau der Literatur kann daher keine Aussage darüber getroffen werden, ob Kinder und Ju- gendliche ggf. empfindlicher auf eine Mobilfunkexposition reagieren als Erwachsene, da die Daten aus den hier eingeschlossenen Studien zu Kindern und Jugendlichen und insbesondere aus denen, die vergleichend auch Er- wachsene untersucht haben, insgesamt inkonsistent sind. Da in den experimentellen Studien ausschließlich akute und kurzfristige Wirkungen untersucht wurden, kann deshalb keine Aussage über mögliche langfristige Wirkun- gen getroffen werden.
Wirkungen in epidemiologischen Studien zu Kindern
Von den 36 epidemiologischen Studien wurde in 12 Studien eine Mobilfunkexposition der Mutter und die Wir- kung auf die Gesundheit des Kindes untersucht und in jeweils 15 Studien die Mobilfunkexposition bei Kindern im Alter von fünf bis zwölf Jahren bzw. bei Jugendlichen ab 13 Jahren. In sechs Studien wurden jeweils zwei Altersgruppen berücksichtigt.
Für die Mobilfunkexposition (Mobiltelefon oder Basisstation) der Mutter während der Schwangerschaft ergaben sich in vier Studien (Birks et al. 2017; Divan et al. 2008, 2012; Sudan et al. 2016) Hinweise auf Verhal- tensauffälligkeiten und in einer Studie Hinweise für gesundheitliche Beschwerden (Sudan et al. 2012) bei den Kindern, als diese zwischen 5 und 11 Jahre alt waren. Alle 12 Veröffentlichungen basieren auf Kohorten, in der
     Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.
























































































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