Page 138 - Auswirkungen-HF-EMF-auf-die-Gesundheit
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Drucksache 20/5646
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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode
 die Mobiltelefonnutzung der Mutter retrospektiv ermittelt wurde, als das Kind 7 Jahre alt war. Deswegen wurde die Qualität dieser Studien als moderat bewertet. Alle anderen sieben Studien, in denen die Mobilfunkexposition der Mutter während der Schwangerschaft und die Auswirkungen auf das Kind untersucht wurden, lieferten keine Hinweise auf Verhaltensauffälligkeiten, Wirkungen auf die frühkindliche Entwicklung, kognitiven Fähigkeiten oder das Risiko für Krebs. Auch bei diesen Studien war die Qualität aufgrund von Mängeln in der Expositions- abschätzung bei fünf der sieben Studien moderat.
Auch bei der Untersuchung einer Mobiltelefonnutzung bei Kindern selbst wurden in vier Studien Hinweise auf Verhaltensauffälligkeiten (Divan et al. 2008, 2012; Sudan et al. 2016; Thomas et al. 2010b) und in zwei Studien Wirkungen auf gesundheitliche Beschwerden (Redmayne et al. 2013; Zheng et al. 2015), z. B. Müdigkeit und Kopfschmerzen, gefunden. Dabei waren drei der sechs Studien dieselben Studien, die auch schon Hinweise auf eine mögliche Wirkung einer Mobiltelefonnutzung der Mutter während der Schwangerschaft geliefert hatten (Divan et al. 2008, 2012; Sudan et al. 2016). Fünf der sechs Studien wurden aufgrund von Mängeln bei der Ex- positionsabschätzung einer moderaten Qualität zugeordnet. Alle anderen neun Studien lieferten entweder keine oder inkonsistente Hinweise auf Verhaltensauffälligkeiten, gesundheitliche Beschwerden, Wirkungen auf kogni- tive Fähigkeiten oder einen dauerhaften Hörverlust. Vier der neun Studien wurden einer hohen Studienqualität zugeordnet, bei fünf Studien war die Qualität aufgrund von Mängeln in der Expositionsabschätzung moderat.
Sechs Studien, die die Wirkung von Mobilfunk auf Jugendliche untersucht hatten, erbrachten Hinweise auf Wirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten (Foerster et al. 2018; Schoeni et al. 2015), gesundheitliche Beschwer- den, z.B. Kopfschmerzen, Müdigkeit (Chiu et al. 2015; Durusoy et al. 2017; Mortazavi et al. 2011) und Verhal- tensauffälligkeiten (Thomas et al. 2010b). Da drei der sechs Studien eine hohe Studienqualität hatten, war die Studienqualität der Studien, die eine Wirkung einer HF-EMF-Exposition aufzeigten, hier durchschnittlich besser als bei den anderen (zuvor beschriebenen) Studiengruppen, die Hinweise auf eine Wirkung durch eine Mobil- funkexposition fanden. Alle anderen neun Studien, in denen Jugendliche untersucht wurden, zeigten entweder keine oder inkonsistente Hinweise auf gesundheitliche Beschwerden, Wirkungen auf kognitive Fähigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten. Auch bei diesen Studien war die Studienqualität besser als bei den Studiengruppen zu Kindern und pränataler Exposition: Fünf der neun Studien hatten eine hohe Qualität. In den verschiedenen Al- tersgruppen wurden am häufigsten Verhaltensauffälligkeiten beschrieben, insbesondere bei den Kindern, die wäh- rend der Schwangerschaft in utero exponiert waren oder selbst telefonierten. Darüber hinaus gaben Kinder und Jugendliche ebenfalls gesundheitliche Beschwerden (Kopfschmerzen oder Müdigkeit) an, wenn sie mit dem Mo- biltelefon telefonierten. Wirkungen auf die Kognition konnten nur bei den Jugendlichen identifiziert werden.
Die meisten epidemiologischen Studien untersuchten die alleinige Mobiltelefonnutzung (n = 22, teilweise auch um Schnurlostelefonnutzung ergänzt), 12 Studien berücksichtigten verschiedene Expositionsquellen (Mo- biltelefon, Basisstation, Fernsehantennen etc.). Jeweils eine Studie untersuchte die alleinige Exposition bei Mo- bilfunkbasisstationen (Elliott et al. 2010) bzw. gemeinsam mit anderen Antennenanlagen (Schoeni et al. 2016). Von den 36 eingeschlossenen Studien erbrachten zehn Studien Hinweise auf Wirkungen im Zusammenhang mit einer Mobiltelefonnutzung (Birks et al. 2017; Chiu et al. 2015; Divan et al. 2008, 2012; Durusoy et al. 2017; Mortazavi et al. 2011; Redmayne et al. 2013; Sudan et al. 2012; Sudan et al. 2016; Zheng et al. 2015) und drei Studien im Zusammenhang mit der Gesamt-Exposition (Foerster et al. 2018; Schoeni et al. 2015; Thomas et al. 2010b).
Methodische Einschränkungen
Zu einer Fehlklassifizierung der Exposition kann es z.B. kommen, wenn die Expositionsbestimmung auf den selbstberichteten Angaben der Mobiltelefonnutzer beruht (Aydin et al. 2011a). So konnten Schoeni et al. (2015) aufzeigen, dass Jugendliche ihre Anrufdauer im Vergleich zu den objektiven Betreiberdaten um den Faktor 7 überschätzten. Ebenso kann es zu einer Fehlklassifizierung des Endpunkts kommen, wenn nur subjektive Anga- ben, wie Kopfschmerzen, vorliegen und keine objektiven Parameter, wie Messwerte, herangezogen werden. Re- verse Kausalität kann auftreten, wenn die Exposition und der Endpunkt zum selben Zeitpunkt erhoben werden, sodass nicht klar bestimmt werden kann, was die Ursache und was die Wirkung ist. So können z.B. Verhaltens- auffälligkeiten durch häufiges Telefonieren auftreten oder es wird aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten (z.B. Hyperaktivität) mehr telefoniert.
Eine Restriktion bei epidemiologischen Studien resultiert auch aus einer unzureichenden Berücksichtigung von Störgrößen (Confounder), die sowohl die Exposition als auch den Endpunkt beeinflussen können. Obwohl in diesem Review bei über 91 % der Studien Confounder in der Analyse berücksichtigt wurden, sind dennoch weitere
  Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.
























































































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