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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 135 – Drucksache 20/5646 Die Studien im Überblick
Vrijheid et al. (2010) untersuchten bei 530 Kindern aus der spanischen INMA-Kohorte die geistige und psycho- motorische Entwicklung des Kleinkinds im Alter von 14 Monaten im Zusammenhang mit der Mobiltelefonnut- zung der Mutter während der Schwangerschaft. Bei mehr als fünf Telefonaten pro Tag wurde eine statistisch signifikant schlechtere psychomotorische Entwicklung festgestellt. Die Autoren folgerten jedoch, dass es insge- samt kaum Hinweise auf eine schädliche Wirkung der Mobiltelefonnutzung der Mutter während der Schwanger- schaft auf die Entwicklung ihres Kleinkinds gab und dass die beobachteten Wirkungen auf nicht berücksichtigten Confoundern beruhen könnten. Die Studienqualität wurde aufgrund der Expositionsbestimmung mithilfe eines Fragebogens als moderat bewertet.
In der dänischen DNBC-Kohorte wurde bei über 41.000 Mutter-Kind-Paaren der Zusammenhang zwischen der Mobiltelefonnutzung der Mutter während der Schwangerschaft und der motorischen, kognitiven und sprach- lichen Entwicklung des Kleinkinds im Alter von 6 und 18 Monaten untersucht (Divan et al. 2011). Es wurden keine statistisch signifikanten Ergebnisse gefunden. Die Autoren zogen den Schluss, dass es keinen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen der Mobiltelefonnutzung der Mutter während der Schwangerschaft und der mo- torischen, kognitiven und sprachlichen Entwicklung ihres Kleinkinds gab. Die Studienqualität wurde aufgrund der Expositionsbestimmung mithilfe eines Fragebogens als moderat bewertet.
Choi et al. (2017) untersuchten bei knapp 1.200 Mutter-Kind-Paaren aus der koreanischen MOCEH-Kohorte die kognitive und psychomotorische Entwicklung der Kleinkinder in Verbindung mit der HF-EMF-Exposition und der Mobiltelefonnutzung der Mütter während der Schwangerschaft. Zusätzlich wurde der Bleigehalt im Blut der Mutter während der Schwangerschaft bestimmt, da frühere Studien (z. B. Jedrychowski et al. 2009; Liu et al. 2014; Vigeh et al. 2014) eine verzögerte Entwicklung des Gehirns von Kindern mit pränataler Blei-Exposition aufzeigten. Es wurden keine statistisch signifikanten Ergebnisse für die HF-EMF-Exposition und die Mobiltele- fonnutzung gefunden. Die Autoren schlussfolgerten, dass es keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der pränatalen HF-EMF-Exposition sowie der Mobiltelefonnutzung der Mutter und der Entwicklung des Gehirns bei ihren Kindern in den ersten drei Lebensjahren gab. Jedoch wurden Hinweise auf eine mögliche Wechselwir- kung zwischen der pränatalen Exposition bei Blei und der Mobiltelefonnutzung gefunden. D. h. bei Müttern, die während der Schwangerschaft sowohl einen höheren Bleigehalt im Blut als auch länger das Mobiltelefon nutzten, hatten die Kinder ein höheres Risiko für eine verzögerte psychomotorische Entwicklung. Eine ähnliche Wechsel- wirkung zwischen dem Bleigehalt im Blut und einer Mobiltelefonnutzung der Kinder wurde auch von Byun et al. (2013) im Zusammenhang mit ADHS gefunden (Kap. 5.1.2.3). Die Studienqualität von Choi et al. (2017) wurde als hoch eingestuft.
Papadopoulou et al. (2017) untersuchten an mehr als 45.000 Mutter-Kind-Paaren aus der norwegischen MoBa-Kohorte die sprachliche und motorische Entwicklung von drei- bis fünfjährigen Kindern im Zusammen- hang mit der Mobiltelefonnutzung der Mütter während der Schwangerschaft. Es wurden einige statistisch signi- fikante Ergebnisse in Richtung einer Verbesserung der sprachlichen und motorischen Fähigkeiten bei einer Mo- biltelefonnutzung der Mütter gefunden. Die Autoren schlussfolgerten, dass es keine Hinweise auf eine Beein- trächtigung der frühkindlichen sprachlichen und motorischen Entwicklung durch eine Mobiltelefonnutzung der Mutter während der Schwangerschaft gab. Die Studienqualität wurde aufgrund der Expositionsbestimmung mit- hilfe eines Fragebogens als moderat bewertet.
Gesamteinschätzung
  Insgesamt sind die Ergebnisse der epidemiologischen Studien zur frühkindlichen Entwicklung konsistent. Es gab keine Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Mobiltelefonnutzung der Mütter während der Schwangerschaft und der frühkindlichen Entwicklung ihrer Kinder bis zu einem Alter von 5 Jahren. Die Studienqualität war jedoch bei drei Studien aufgrund der Expositionsbestimmung mithilfe eines Fragebogens nur moderat. Jedoch wurden Hinweise auf eine mögliche Wechselwirkung zwischen der pränatalen Exposition bei Blei und der Mobiltelefonnutzung gefunden. Das heißt, bei Müttern, die während der Schwangerschaft sowohl einen höheren Bleigehalt im Blut als auch länger das Mobiltelefon nutzten, hatten die Kinder ein hö- heres Risiko für eine verzögerte psychomotorische Entwicklung.
Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.



























































































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