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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 139 – Drucksache 20/5646
 mögliche Confounder für Verhaltensauffälligkeiten beim Kind zu diskutieren: mangelnde Aufmerksamkeit der Mutter für ihr Kind, wenn sie selbst mit dem Mobiltelefon beschäftigt war (Divan et al. 2008), und Hyperaktivität der Mutter (Thomas et al. 2010b). Foerster et al. (2018) wiesen zudem auf den Confounder »Pubertät« hin, der sich sowohl auf die Gewohnheiten zur Mobiltelefonnutzung als auch auf die kognitiven Fähigkeiten und das Verhalten der Jugendlichen auswirken könnte. Die Nutzung anderer elektronischer Medien (z.B. Computer, Spielkonsole, Fernsehen) kann zudem ein Confounder für Kopfschmerzen sein (Milde-Busch et al. 2010).
Grundsätzlich können bei umfangreichen Auswertungen mit vielen Einzelergebnissen auch immer Zufalls- ergebnisse auftreten, die die Aussagekraft der Studien limitieren, wie z. B. bei Schoeni et al. (2017), wo es wenige statistisch signifikante Ergebnisse bei insgesamt 168 Einzelergebnissen gab.
Evidenz
Insgesamt ist die Evidenz für Wirkungen von HF-EMF auf Kinder und Jugendliche auf Basis der epidemiologi- schen Studien als unzureichend bis gering einzustufen. Von den 13 Studien, die einen Zusammenhang zwischen einer Mobilfunkexposition und Wirkungen auf Kinder und Jugendliche zeigen, hatten nur drei Studien (Foerster et al. 2018; Schoeni et al. 2015; Thomas et al. 2010b) ein geringes Biasrisiko und waren einer hohen Studienqua- lität zuzuordnen.
Foerster et al. (2018) und Schoeni et al. (2015) fanden bei Jugendlichen in der HERMES-Kohorte eine ver- änderte visuelle Gedächtnisleistung im Kontext einer HF-EMF-Exposition. Die Ergebnisse der anderen acht Pub- likationen zu den Wirkungen einer Mobilfunkexposition auf die kognitiven Fähigkeiten bei Kindern und Jugend- lichen waren aber überwiegend inkonsistent und es wurden sowohl Verschlechterungen als auch Verbesserungen bei den verschiedenen untersuchten Parametern gefunden. Einige Autoren ordneten die signifikanten Ergebnisse eher dem Studiendesign oder dem Zufall zu. Zwei Studien von hoher Qualität konnten weder Wirkungen auf das Konzentrationsvermögen (Roser et al. 2016) noch auf verschiedene kognitive Fähigkeiten feststellen (Guxens et al. 2016). Die Evidenz für eine Wirkung einer Mobilfunkexposition auf die kognitiven Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen wird auf Basis der eingeschlossenen Studien deswegen insgesamt als gering eingestuft.
Thomas et al. (2010b) fanden in ihrer Studie von hoher Qualität Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen in der höchsten Expositionsgruppe. Vier weitere Studien von moderater Qualität fanden ebenfalls Hinweise für Verhaltensauffälligkeiten im Zusammenhang mit der Mobilfunkexposition. Auch hier wiesen die Autoren darauf hin, dass die Aussagekraft der Ergebnisse durch die ungenaue Expositionsbestimmung und durch fehlende Berücksichtigung von Confoundern eingeschränkt sein könnte. Zwei Studien von hoher Qualität konnten keine konsistenten Hinweise auf Verhaltensauffälligkeiten finden (Guxens et al. 2019; Roser et al. 2016). Die Evidenz für eine Wirkung einer Mobilfunkexposition auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen wird auf Basis der eingeschlossenen Studien daher als gering eingestuft.
Auch die Evidenz für Wirkungen einer Mobilfunkexposition auf gesundheitliche Beschwerden, z.B. Kopf- schmerzen und Müdigkeit, wird als gering eingestuft. Es lagen zwar verschiedene Hinweise für diese Wirkungen in Studien von schlechter und moderater Qualität vor, aber die Autoren schränkten die Aussagekraft ihrer Ergeb- nisse aufgrund von möglichem Confounding, reverser Kausalität und anderen Biasrisiken ein.
Die Ergebnisse der epidemiologischen Studien zur frühkindlichen Entwicklung lieferten konsistent keine Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Mobiltelefonnutzung der Mutter während der Schwangerschaft und der frühkindlichen Entwicklung bis zu einem Alter von fünf Jahren. Da die Studienqualität bei drei der vier Studien jedoch als nur moderat bewertet wurde, wird die Evidenz zum Thema »Frühkindliche Entwicklung« als unzureichend eingestuft.
Die Evidenz für das Krebs-Risiko von HF-EMF kabelloser Kommunikationsgeräte auf Kinder und Jugend- liche ist auf Basis einer einzigen epidemiologischen Studie (die keinen Effekt fand; Elliott et al. 2010) als unzu- reichend einzustufen.
  Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.
























































































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