Page 130 - Auswirkungen-HF-EMF-auf-die-Gesundheit
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Drucksache 20/5646
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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode
 Schnurlostelefonen. Es wurden vermehrt Kopfschmerzen bei Kindern beobachtet, die wöchentlich mehr als 6 Mobiltelefonanrufe (Dauer: länger als 10 min) führten oder die länger als 15 min/Tag ein Schnurlostelefon nutz- ten. Es wurden auch weitere signifikante Ergebnisse beobachtet, die laut Autoren nicht mit den HF-EMF zusam- menhingen, wie z.B. Müdigkeit in der Schule, wenn das Kind nachts von einem Mobiltelefon geweckt wurde. Welche Parameter als nicht HF-EMF relevant eingestuft wurden, wurde von den Autoren nicht klar definiert. Die Autoren schlussfolgerten, dass mehr statistisch signifikante Ergebnisse (36 %) beobachtet wurden als durch Zufall (5 %) zu erwarten gewesen wären. Allerdings könnten einige Zusammenhänge nicht auf der HF-EMF-Exposition beruhen. Die Studienqualität wurde wegen der unvollständigen Beschreibung der Studienpopulation und der Ex- positionserhebung mithilfe eines Fragebogens als moderat eingestuft.
In einer in Taiwan durchgeführten Querschnittsstudie (Chiu et al. 2015) wurden 2.042 Kinder im Alter von 11 bis 15 Jahren zu ihrer Mobiltelefonnutzung und dem Auftreten von verschiedenen gesundheitlichen Beschwer- den untersucht. Bei Kindern, die ein Mobiltelefon nutzten, traten statistisch signifikant häufiger Kopfschmerzen und Migräne sowie Hautreizungen auf. Des Weiteren gaben die Eltern an, dass diese Kinder einen schlechteren Gesundheitszustand als ein Jahr zuvor hatten. Obwohl auch in dieser Querschnittsstudie aufgrund des Studiende- signs keine Kausalität untersucht werden konnte, rieten die Autoren aufgrund der Ergebnisse zu einer erhöhten Vorsicht bei der Mobiltelefonnutzung von Kindern. Die Studienqualität wurde wegen der Expositionsabschätzung mithilfe eines Fragebogens als moderat eingestuft.
In der niederländischen ABCD-Kohortenstudie (Huss et al. 2015) mit 2.361 Kindern im Alter von 5 bis 7 Jahren wurden verschiedene Parameter von Schlafproblemen im Zusammenhang mit der häuslichen Exposition bei Basisstationen (Mobilfunk und Schnurlostelefon) und der Mobil- und Schnurlostelefonnutzung untersucht. Es wurden einige statistisch signifikante Ergebnisse zu Schlafproblemen bei siebenjährigen Kindern gefunden. Auf- grund der inkonsistenten Ergebnisse in den verschiedenen Expositionsgruppen und des beobachteten Zusammen- hangs zwischen der Mobiltelefonnutzung und den Kontrollschlafparametern (z.B. Verweigerung des Zubettge- hens) schlussfolgerten die Autoren jedoch, dass die Schlafqualität bei den Kindern nicht unbedingt durch die HF- EMF-Exposition beeinflusst wurde, sondern möglicherweise durch andere Faktoren, die mit der Mobiltelefonnut- zung als solche in Verbindung stehen. Aufgrund der Expositionsabschätzung mithilfe eines Fragebogens wurde die Studienqualität als moderat bewertet.
In einer in China durchgeführten Querschnittsstudie (Zheng et al. 2015) wurde das Auftreten von verschie- denen gesundheitlichen Beschwerden im Zusammenhang mit der Mobiltelefonnutzung bei 746 Kindern im Alter von 9 bis 12 Jahren untersucht. Es wurde ein statistisch signifikanter Zusammenhang für Müdigkeit bei einer Nutzungsdauer von länger als einem Jahr beobachtet. Die Autoren folgerten, dass ein Zusammenhang zwischen Müdigkeit und der Nutzung eines Mobiltelefons bestand. Die Studienqualität wurde wegen der Expositionsab- schätzung mithilfe eines Fragebogens als moderat eingestuft.
In einer in der Türkei durchgeführten Querschnittsstudie (Durusoy et al. 2017) wurden bei 2.150 Jugendli- chen im Alter von ca. 15 Jahren sowohl allgemeine Symptome in den letzten vier Wochen als auch akute Symp- tome bei Mobiltelefonnutzung und der HF-EMF-Exposition in der Schule untersucht. Bei Jugendlichen, die ein Mobiltelefon nutzten, wurde ein erhöhtes Risiko für Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schlafstörungen beobachtet. Laut Autoren seien viele statistisch signifikante Ergebnisse nicht allein aus Zufallsgründen zu erwarten gewesen. Wegen nicht ausreichender Berücksichtigung der erhobenen Confounder in der Analyse und der Expositionsbe- stimmung mithilfe eines Fragebogens wurde die Studienqualität als moderat eingestuft.
Gesamteinschätzung
 Insgesamt sind die Ergebnisse der 12 epidemiologischen Studien zu gesundheitlichen Beschwerden (z.B. Kopfschmerzen und Müdigkeit) inkonsistent. In sieben Studien (Heinrich et al. 2010, 2011; Huss et al. 2015; Redmayne et al. 2013; Schoeni et al. 2016; Schoeni et al. 2017; Sudan et al. 2012) von hoher und moderater Studienqualität wurden einzelne statistisch signifikante Ergebnisse gefunden, die jedoch in ihrer Aussagekraft von den Autoren eingeschränkt wurden, da die Ergebnisse auf unkontrolliertem Confounding oder Zufall be- ruhen könnten, sodass die Kausalität der beobachteten Zusammenhänge nicht klar ist. Auch könnte eine reverse Kausalität vorliegen, d. h. die Kinder könnten häufiger mit dem Mobiltelefon anrufen, weil sie Kopfschmerzen haben. In vier Publikationen (Chiu et al. 2015; Durusoy et al. 2017; Mortazavi et al. 2011; Zheng et al. 2015) von moderater und geringer Studienqualität berichteten die Autoren von einem Zusammenhang zwischen der Exposition bei Mobilfunk und unterschiedlichen gesundheitlichen Beschwerden. In einer Publikation (Milde-
Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.
























































































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