Page 131 - Auswirkungen-HF-EMF-auf-die-Gesundheit
P. 131

Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 131 – Drucksache 20/5646
  Busch et al. 2010) von moderater Studienqualität wurden keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und EMF der Mobilfunkkommunikation gefunden.
 Kognitive Fähigkeiten
Es wurden insgesamt zehn Publikationen zu möglichen Wirkungen von Mobilfunkexposition auf die kognitiven Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen analysiert (Kap. 8.5.1): Eine multinationale Analyse wurde im Rah- men des GERoNiMO-Projekts mit den DNBC-, INMA- und MOCEH-Kohorten durchgeführt, vier Publikationen stammen aus den MoRPhEUS- und ExPOSURE-Studien in Australien, drei aus der HERMES-Studie in der Schweiz, eine aus der niederländischen ABCD-Kohorte, eine Studie wurde in China durchgeführt. Als Exposition wurde in allen Publikationen die Mobiltelefonnutzung und zusätzlich in sechs Publikationen die Schnurlostele- fonnutzung untersucht, über deren Häufigkeit die Kinder und Jugendlichen selbst oder ein Elternteil Angaben in einem Fragebogen machten. In drei Publikationen wurden die Angaben der Jugendlichen durch Betreiberdaten ergänzt. Als zusätzliche Exposition wurde in vier Artikeln die Exposition bei Mobilfunkbasisstationen untersucht, die durch Messungen und Berechnungen bestimmt wurde.
Die untersuchten kognitiven Fähigkeiten umfassten z. B. Lernen, Gedächtnis, Wahrnehmung und Aufmerk- samkeit. In allen Studien führte Fachpersonal verschiedene validierte Testreihen (z. B. Stroop-Test: misst, wie gut ein Mensch störende, unwichtige Reize ausblenden kann; CogHealth-Testreihe: als Beispiel für Intelligenz- tests) mit den Kindern und Jugendlichen durch, sodass die Qualität der Endpunktbestimmung insgesamt gut war.
Die Studien im Überblick
In einer gemeinsamen Analyse der drei Geburtskohorten DNBC, INMA und MOCEH (Sudan et al. 2018) wurde bei 3.089 Mutter-Kind-Paaren die Wirkung der Mobiltelefonnutzung der Mutter während der Schwangerschaft auf die kognitiven Fähigkeiten bei ihren fünfjährigen Kindern untersucht. Es wurde eine Tendenz zu schwächeren kognitiven Fähigkeiten bei Kindern beobachtet, deren Mütter vermehrt mit einem Mobiltelefon in der Schwan- gerschaft telefoniert hatten, die Ergebnisse sind jedoch nicht statistisch signifikant. Die Autoren vermuteten trotz der nichtsignifikanten Ergebnisse eine Wirkung der Mobiltelefonnutzung der Mutter während der Schwanger- schaft auf die kognitiven Fähigkeiten ihrer Kinder. Die Studienqualität wurde aufgrund der Expositionsbestim- mung mithilfe eines Fragebogens als moderat bewertet.
In der australischen MoRPhEUS-Studie untersuchten Abramson et al. (2009) 317 Kinder und Jugendliche im Alter von 11 bis 14 Jahren zu ihren kognitiven Fähigkeiten und ihrer Mobiltelefonnutzung. Es wurde eine geringere Genauigkeit bei Aufgaben zum Arbeitsgedächtnis und assoziativem Lernen und eine kürzere Reakti- onszeit bei einfachen und assoziativen Lernaufgaben (Verbesserung) bei Kindern und Jugendlichen beobachtet, die von mehr Mobiltelefonanrufen berichteten. Da die Ergebnisse bei Kindern und Jugendlichen, die mehr als 2,5 SMS pro Woche versendeten, ähnlich waren, schlussfolgerten die Autoren, dass die beobachteten Verschlechte- rungen und Verbesserungen in den kognitiven Fähigkeiten wahrscheinlich nicht auf der HF-EMF-Exposition be- ruhten, sondern z.B. auf impulsivem Verhalten. (Thomas et al. 2010a) untersuchten dieselbe Studiengruppe ein Jahr später erneut zur Mobiltelefonnutzung und zu den Veränderungen in der kognitiven Leistung im Zeitverlauf. Es wurden einige signifikante Ergebnisse mit längeren sowie kürzeren Reaktionszeiten (Verschlechterung bzw. Verbesserung) für das Arbeitsgedächtnis gefunden. Die Autoren schlussfolgerten, dass diese Ergebnisse eher mit statistischen Effekten (Regression zur Mitte; d. h., wenn eine Variable in der ersten Messung einen extremen Messwert annimmt, der Messwert bei der zweiten Messung tendenziell näher am Mittelwert liegen wird) zusam- menhingen und nicht auf der Wirkung der Mobiltelefonnutzung beruhten. Die Studienqualität beider Publikatio- nen wurde aufgrund der Expositionsbestimmung mithilfe eines Fragebogens als moderat bewertet.
In einer weiteren australischen Studie (ExPOSURE) untersuchten Redmayne et al. (2016) 619 Kinder im Alter von acht bis elf Jahren bezüglich ihrer kognitiven Fähigkeiten im Zusammenhang mit ihrer Nutzung von Mobil- und Schnurlostelefonen. Statistisch signifikant waren nur fünf der insgesamt 78 Ergebnisse. Die Autoren schlussfolgerten, dass es nur sehr wenige Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Mobil- und Schnurlostele- fonnutzung der Kinder und ihren kognitiven Fähigkeiten gab. Bhatt et al. (2017) führten in derselben Kohorte an 412 Kindern ein Jahr später eine Längsschnittanalyse zu möglichen Veränderungen in den kognitiven Fähigkeiten aufgrund eines veränderten Nutzungsverhalten in Bezug auf Mobil- und Schnurlostelefonen im Zeitverlauf durch. Sie fanden insgesamt wenige signifikante Ergebnisse in beide Richtungen (Verbesserung und Verschlechterung).
 Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.

























































































   129   130   131   132   133