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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 129 – Drucksache 20/5646
ter während der Schwangerschaft erhoben. In sechs Publikationen wurde die häusliche Exposition bei Mobilfunk- basisstationen bestimmt. Die Exposition wurde am häufigsten mithilfe von Fragebögen (n = 11) erhoben, in sechs Studien wurden Messungen und Berechnungen durchgeführt und in fünf Studien beide Methoden angewendet.
Die Studien im Überblick
In der deutschen MobilEe-Studie wurde die HF-EMF-Exposition durch 24-stündige Messungen mithilfe eines Personendosimeters bestimmt, wobei in zwei Querschnittsanalysen akute gesundheitliche Beschwerden (Heinrich et al. 2010) und chronische Symptome der vergangenen 6 Monate (Heinrich et al. 2011) bei insgesamt 3.022 Kindern und Jugendlichen untersucht wurden. Bei den akuten Symptomen innerhalb des 24-stündigen Messzeit- raums fanden Heinrich et al. (2010) vereinzelte, statistisch signifikante Ergebnisse. Die Autoren halten die beo- bachteten Zusammenhänge jedoch für nicht kausal, sondern für eher zufällig auftretend. Für chronische Symp- tome in derselben Studienpopulation (Heinrich et al. 2011) wurden ebenfalls nur vereinzelt statistisch signifikante Ergebnisse gefunden, darunter auch eine Verbesserung der Schlafprobleme in der zweithöchsten Expositions- gruppe. Die Autoren folgerten, dass es keinen Zusammenhang zwischen chronischen Symptomen und der HF- EMF-Exposition gab. In der dritten deutschen Querschnittsstudie (Milde-Busch et al. 2010) wurde eine Unter- gruppe aus der MobilEe-Studie von 1.025 Jugendlichen, die berichtet hatten, mindestens einmal im Monat Kopf- schmerzen zu haben, im Detail untersucht. Die Jugendlichen machten in einem Fragebogen Angaben zur Art der Kopfschmerzen sowie zur Nutzung verschiedener elektronischer Medien und Geräte (z. B. Mobiltelefon, Compu- ter, Fernsehen, Spielkonsolen, Musikhören). Es wurde kein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Kopf- schmerzen einschließlich Migräne und der Mobiltelefonnutzung gefunden. Insgesamt wurde in den drei Publika- tionen aus der MobilEe-Studie mit moderater und hoher Studienqualität kein Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen der Mobiltelefonnutzung und akuten sowie chronischen gesundheitlichen Beschwerden gefunden.
In den beiden Publikationen aus der Schweizer HERMES-Kohortenstudie wurden Kopfschmerzen und an- dere gesundheitliche Beschwerden bei 425 Jugendlichen zu zwei Zeitpunkten im Abstand von einem Jahr in Be- zug auf zwei unterschiedliche Expositionen untersucht: häusliche und schulische Exposition bei festinstallierten Antennen, z. B. Mobilfunkbasisstation, Fernseh- und Rundfunkantennen (Schoeni et al. 2016), sowie die Mobil- und Schnurlostelefonnutzung (Schoeni et al. 2017). Für die berechnete Exposition bei festinstallierten Antennen fanden Schoeni et al. (2016) wenige statistisch signifikante Ergebnisse. Neben häufig angegebener Müdigkeit wurde eine Verbesserung der Konzentration aufgezeigt. Jedoch waren die Zusammenhänge nicht konsistent und könnten den Autoren zufolge auf Zufall beruhen. Auch zur Mobiltelefonnutzung beobachteten Schoeni et al. (2017) einige statistisch signifikante Ergebnisse. Diese wurden jedoch hauptsächlich für Nutzungsparameter ge- funden, die nur wenig mit der HF-EMF-Exposition in Verbindung stehen, beispielsweise der Anzahl an täglich gesendeten Textnachrichten. Laut Autoren deuteten die Ergebnisse darauf hin, dass andere Aspekte der starken elektronischen Mediennutzung und nicht die HF-EMF-Exposition mit den beobachteten Symptomen zusammen- hingen. Auch könnten die wenigen signifikanten Ergebnisse der insgesamt 168 Analysen auf Zufall beruhen. Beide Studien wurden einer hohen Studienqualität zugeordnet.
In der iranischen Querschnittsstudie (Mortazavi et al. 2011) mit 452 Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis16 Jahren wurden bei längerer Nutzungsdauer eines Mobiltelefons Beschwerden (z. B. Kopfschmerzen, Mus- kelschmerzen, Herzrasen, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Nervosität) gefunden. Die Aussagekraft der Stu- die ist laut Autoren eingeschränkt, da die Symptome von den Schülern selbst angegeben wurden und ihr man- gelndes Wissen über die genaue Definition der Symptome aufgrund ihres Alters ihre Angaben beeinflusst haben könnte. In dieser Studie war aufgrund der unvollständigen Angaben bei der Endpunkt-Erhebung und den Ergeb- nissen, der Expositionsbestimmung mittels Fragebogen sowie der Nichtberücksichtigung von Confoundern (Stör- faktoren) in der Auswertung ein hohes Risiko für Bias gegeben und somit die Studienqualität gering.
In der dänischen DNBC-Kohorte untersuchten Sudan et al. (2012) mehr als 52.000 Mutter-Kind-Paare zu gesundheitlichen Beschwerden bei siebenjährigen Kindern im Zusammenhang mit der Mobiltelefonnutzung der Mutter während der Schwangerschaft (pränatal) und des siebenjährigen Kindes (postnatal). Es wurden statistisch signifikante Ergebnisse für Migräne bei pränataler und postnataler Exposition sowie für Begleitsymptome von Kopfschmerzen bei pränataler und/oder postnataler Exposition beobachtet. Die Autoren merkten jedoch zugleich an, dass der Zusammenhang aufgrund von möglichen nicht berücksichtigten Confoundern (z. B. Fernsehen, Com- puternutzung und Videospiele) und möglicher Fehlklassifizierung der Exposition nicht kausal sein könnte. Die Studienqualität wurde wegen der Expositionsbestimmung mithilfe eines Fragebogens als moderat bewertet.
Redmayne et al. (2013) untersuchten 373 neuseeländische Kinder im Alter von 10 bis 13 Jahren zum Auf- treten von verschiedenen gesundheitlichen Beschwerden im Zusammenhang mit ihrer Nutzung von Mobil- und
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