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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 87 – Drucksache 20/5646 Forschungsstand zu möglichen gesundheitlichen
Auswirkungen von HF-EMF
In diesem Kapitel wird eine Einordnung relevanter Forschungsarbeiten zu möglichen gesundheitlichen Auswir- kungen und Risiken von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) vorgenommen. Dazu wurden von den Gutachtern G. Dürrenberger und J. Fröhlich der Schweizer Forschungsstiftung Mobilfunk (FSM) die
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Bei den folgenden Ausführungen handelt es sich um eine sprachlich überarbeitete, gekürzte und punktuell aktualisierte Version des Gutachtens der FSM (2017). In Kapitel 4.1 werden die Grundlagen der verwendeten Methodik vorgestellt. In Kapitel 4.2 wird die grafische Darstellung der Ergebnisse erklärt, die die Basis für die sich anschließende Diskussion darstellt. Daran anschließend stellt Kapitel 4.3 den Erkenntnisstand aus dem DMF als Ausgangspunkt für die weitere Analyse dar. Die Kapitel 4.4 und 4.5 bündeln die Ergebnisse der aktuellen nationalen und internationalen Forschungsprogramme, um den Erkenntniszuwachs gegenüber dem DMF heraus- zuarbeiten, enthalten Schlussfolgerungen und skizzieren den Forschungsbedarf vor dem Hintergrund des gegen- wärtigen Wissensstandes.
Zum besseren Verständnis und zwecks einfacherer Lesbarkeit dieses Kapitels 4 sind umfangreiche Detailer- gebnisse und spezifische Aussagen aus den diversen internationalen Forschungsprogrammen und Projekten in einem speziellen Anhang (Kap. 8) zusammen mit einer Auflistung der relevanten Projekte und Literaturstellen (inkl. diesbezüglich aus dem Englischen, Französischen und Niederländischen übersetzten Original-Zitaten) auf- geführt. Im Text wird jeweils auf die zugehörigen Bezüge in Kapitel 8 verwiesen.
Evidenz und zu berücksichtigende Kontextfaktoren
Die wissenschaftliche Beantwortung der Frage nach den »Gesundheitlichen Risiken des Mobilfunks« ist metho- disch alles andere als trivial und eine abschließende Beweisführung für die Abwesenheit jeden in diesem Kontext relevanten Risikos ist per se nicht zu erwarten bzw. leisten. Aus diesem Grund sprechen Fachleute auch von einer perplexen wissenschaftlichen Ausgangssituation (Meskens 2019). Klar ist, dass es durchaus sehr unterschiedliche Sichtweisen und auch Herangehensweisen zur Interpretation und Bewertung der wissenschaftlich geklärten wie auch der ungeklärten Aspekte der gesundheitlichen Wirkungen von EMF gibt- und diese unterschiedlichen Ein- sichten und Ansichten haben ihre jeweilige Berechtigung. Klar ist auch, dass es nicht ausschließlich eine reine evidenzbasierte Betrachtungsweise ist, die zu einer politischen bzw. gesellschaftlichen Lösung dieser starken In- teressen- und Wertekonflikte beim Problemfeld Mobilfunk führen kann.
Zu konstatieren ist, dass es Grenzen der Modellierbarkeit, Untersuchbarkeit, Reproduzierbarkeit, Validier- barkeit, Erklärbarkeit und (widerspruchsfreien) Interpretierbarkeit gibt. Es ist davon auszugehen, dass es letztlich nicht möglich ist, den Evidenzstand zu diesem Themenbereich (ausschließlich) wissenschaftlich zu diskutieren, sinnvoll an die Öffentlichkeit zu kommunizieren oder in politischen Entscheidungen heranzuziehen, ohne diese Kontextfaktoren zu berücksichtigen. Darauf verweisen die jahrelangen Erfahrungen aus vergangenen Debatten um den Mobilfunk (ITA 2020, S. 23). Wird allein auf jenen Anteil der Evidenz fokussiert, der als wissenschaftlich bewiesen gilt, aber anderes ausklammert (u.a. inadäquate und limitierte Evidenz, Hinweise, Wirkhypothesen ohne Evidenz, möglicher Bias), kann dies zur weiteren aufgeladenen Politisierung des Themas führen mit massiven Sekundäreffekten wie Emotionalisierung, Kommunikationsdefiziten, Lagerbildungen, Misstrauen und fehlender Transparenz (Kastenhofer 2015) und die Debatte jeder nachträglichen Rationalisierung entziehen
   Es wurde analysiert, ob relevante neue Erkenntnisse vorliegen, die substanziell die Diskussionen zu möglichen gesundheitlichen Auswir- kungen bzw. Risiken der HF-EMF verändern könnten. Als Ausgangspunkt für die Analysen wurden die Befunde des 2008 zu Ende gegangenen Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms (DMF) gewählt. Der Fokus lag da- rauf herauszuarbeiten, welchen wissenschaftlichen Erkenntniszuwachs neuere Forschungsergebnisse (ab 2010)
über die Ergebnisse des DMF hinaus erbracht haben.
Ergebnisse aus aktuellen nationalen und internationalen Forschungsprojekten gesichtet.
  30 Stand Dezember 2017; das TAB hat punktuell Aktualisierungen vorgenommen.
Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.





















































































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