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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 203 – Drucksache 20/5646
 (2) Unsere Ergebnisse zeigen zum ersten Mal, dass pulsmodulierte EMF die Blutversorgung des Gehirns (»regional cerebral blood flow«, rCBF) im Wachzustand verändern und dass eine Pulsmodulation der EMF notwendig ist, um Veränderungen des EEG im Wach- und Schlafzustand zu induzieren. Die Expo- sition gegenüber pulsmodulierten EMF kann eine neue, nichtinvasive Methode zur Modifizierung der Gehirnfunktion für experimentelle, diagnostische und therapeutische Zwecke darstellen.
(3) Es wurde ein Effekt hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf das Kleine Blasenmützenmoos (Phy- scomitrella patens) nach kontinuierlicher Exposition gegenüber einem Feld hoher Intensität (Effektivwert RMS von 353 V/m) festgestellt. Dieser Effekt war identisch mit denen einer milden Wärmebehandlung. Wenn ein gepulstes Feld mit dem gleichen Effektivwert (RMS) angelegt wurde (20 s/60 s), verschwand der beobachtete Effekt vollständig. Fadenwürmer der Art Caenorhabditis elegans reagieren auf elekt- romagnetische Felder eines Effektivwerts von 100 V/m mit einer Erhöhung ihrer aktiven Beweglichkeit (Motilität). Dies steht in deutlichem Kontrast zur Hitzeschockbehandlung, die zu einer Reduktion der Motilität der Würmer führt.
(4) Einige unserer Experimente mit elektromagnetischen Feldern, die durch GSM und UMTS erzeugt wer- den, führten zu höheren Mikronukleus-Werten (»Micronucleus«, MCN) bei Pflanzen der Gattung Tra- descantia. Die Ergebnisse aller Experimente sind jedoch nicht konsistent.
(5) Die Probanden [...] zeigten signifikante Zu- und Abnahmen der spektralen Leistungsdichte des EEG bei verschiedenen Hirnwellenfrequenzen. Das konsistenteste Ergebnis war eine nachgewiesene Zunahme der elektrischen Aktivität im Gamma-Band.
(6) Während die Schlafarchitektur durch die EMF-Exposition nicht beeinträchtigt wurde, zeigte die Analyse des Schlaf-EEGs eine dosisabhängige Erhöhung der Leistung im Spindelfrequenzbereich beim orthodo- xen Schlaf (»Non-rapid eye movement sleep«, non-REM sleep). Die Reaktionsgeschwindigkeit verlang- samte sich bei der 1-back-Aufgabe mit zunehmender Feldstärke, während die Genauigkeit bei dem Test der kognitiven Reflexion (»cognitive reflection test«, CRT) und bei dem Gedächtnisleistungstest N-back nicht dosisabhängig beeinträchtigt wurde. Zusammenfassend zeigt diese Studie erste Hinweise auf eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Feldstärke der EMF und ihren Auswirkungen auf die Gehirn- physiologie, wie sie durch Veränderungen im Schlaf-EEG und in der kognitiven Leistung gezeigt werden.
(8) Es wurden grenzwertig signifikante unmittelbare Reaktionen von Oxyhämoglobin (O2Hb) und Des- oxyhämoglobin (HHb) auf EMF festgestellt, d. h. innerhalb von 20 s während der Exposition [...] es be- steht eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass diese Reaktionen auf Zufall zurückzuführen sind, [...] keine nachweisbare Reaktion von O2Hb oder/und HHb auf EMF innerhalb von 40 s nach der Exposition, [...] keine nachweisbare langsame Reaktion von O2Hb oder/und HHb auf EMF, die innerhalb von 20 min auftritt, [...] keine nachweisbare Dosis-Wirkungs-Beziehung.
(9) (Regel, Negovetic et al. 2006), S. 1270: Im Gegensatz zu einer kürzlich durchgeführten niederländischen Studie konnten wir keine kurzfristigen Auswirkungen einer Exposition ähnlich der einer UMTS-Basis- station auf das Wohlbefinden bestätigen. Die berichteten Auswirkungen auf die Gehirnfunktion waren marginal und könnten zufällig aufgetreten sein. Die räumliche Spitzenabsorption im Hirngewebe war wesentlich geringer als bei der Nutzung eines Mobiltelefons.
(10) (Moquet, Ainsbury et al. 2008), S. 287: Es wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede bezüglich der Apoptose-Werte zwischen den exponierten und schein-exponierten Zellen unter Verwendung der drei Proben zu einem beliebigen Zeitpunkt nach der Exposition beobachtet. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass HF-Expositionen, die für GSM-Mobiltelefone charakteristisch sind, die Apoptose-Werte in der proliferierenden und differenzierten murinen Neuroblastom-Zelllinie N2a nicht signifikant beeinflussen.
(12) (Beyer, Christen et al. 2014), S.470: Die mit den verschiedenen experimentellen Protokollen erzielten Ergebnisse zeigen jedoch, dass das Konformationsgleichgewicht von GrpE unempfindlich gegenüber elektromagnetischen Feldern im getesteten Frequenz- und Feldstärkebereich ist.
(13) [...] dass die Resultate der CEFALO-Studie nicht auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Mobiltelefongebrauch und dem Hirntumorrisiko von Kindern und Jugendlichen hindeuten. Allerdings war die Benutzungsdauer in dieser Studie relativ gering. Daher lassen sich keine Aussagen über längere oder intensivere Handybenutzung ableiten.
Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.























































































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