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Drucksache 20/5646
Hirnaktivität (EEG) und kognitive Funktionen
Neun Studien untersuchten die Wirkungen von EMF des Mobilfunks (894–2.140 MHz) auf die Hirnaktivität (EEG) und kognitive Funktionen bei Kindern und Jugendlichen (15 bis 50 Probanden beiderlei Geschlechts von 7 bis 16 Jahren). Acht Studien untersuchten eine Exposition durch körpernah genutzte Endgeräte, eine Studie Fernfeld-Bedingungen (Mobilfunk-Basisstation; Riddervold et al. 2008) (Tab. 8.7 im Anhang Kap. 8.2.2).
Drei Studien (Croft et al. 2010; Krause et al. 2006; Kwon et al. 2010) untersuchten die Hirnaktivität (EEG) im Ruhezustand oder während einer kognitiven Aufgabe, vier Studien (Haarala et al. 2005; Movvahedi et al. 2014; Preece et al. 2005; Riddervold et al. 2008) untersuchten die Wirkungen auf kognitive Funktionen, wie Aufmerk- samkeit, Gedächtnis und Reaktionszeit. Zwei weitere Studien (Leung et al. 2011; Loughran et al. 2013) unter- suchten sowohl die Hirnaktivität als auch kognitive Funktionen. Riddervold et al. (2008) nahmen zusätzlich sub- jektive Symptome wie Schwindel und Übelkeit auf.
Von diesen neun Studien fanden drei Studien eine Wirkung der Mobilfunkexposition. Krause et al. (2006)
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fanden eine Wirkung einer Exposition bei einem GSM -Handy auf Hirnwellen in den EEG-Frequenzen 4–8 Hz
und ca. 15 Hz während einer Erinnerungsaufgabe. Die Studie war von moderater Qualität und die Autoren erklär- ten, dass die Ergebnisse keine Aussagen über mögliche gesundheitliche Folgen oder Wirkungen auf die Kognition erlauben. Movvahedi et al. (2014) berichteten von einer signifikanten Verbesserung des Kurzzeitgedächtnisses durch eine Exposition bei einem GSM 900 MHz-Handy; allerdings ist die Signifikanz dieses Ergebnisses nicht nachvollziehbar und die Studie von geringer Qualität. Leung et al. (2011) hingegen fanden in ihrer Studie von hoher Qualität Hinweise darauf, dass die Exposition bei Mobiltelefonen (besonders bei 3G) das Arbeitsgedächtnis und die Gehirnfunktion bei Jugendlichen beeinträchtigen könnte.
Alle anderen Studien konnten keine Wirkungen auf die Hirnaktivität oder kognitiven Funktionen finden.
Physiologische Parameter
Drei Studien untersuchten die Wirkungen von EMF des Mobilfunks (835–1.950 MHz) auf verschiedene physio- logische Parameter, wie z. B. Herz- und Atemfrequenz, bei Jugendlichen (zwischen 21 und 26 Probanden von 13 bis 18 Jahren) (Kap. 8.2.3).
Choi et al. (2014) und Lindholm et al. (2011) fanden in ihren Studien von hoher Qualität keine Wirkungen einer Exposition mit GSM bei 902 MHz bzw. UMTS (WCDMA72) bei 1.950 MHz auf physiologische Verände- rungen wie Herz- und Atemfrequenz oder Blutfluss-Reaktionen, EKG und Blutdruck. Nam et al. (2006) hingegen fanden einen signifikant verringerten Hautwiderstand während der Exposition bei einem UMTS (CDMA73)- Handy bei 835 MHz, welcher 10 min nach Beendigung der Exposition wieder beim Ausgangswert lag. Die Stu- dienqualität war moderat. Die Autoren werteten das Ergebnis als Hinweis darauf, dass die Mobilfunkexposition das autonome Nervensystem der Jugendlichen stimuliert und hierdurch zu vermehrter Schweißsekretion geführt haben könnte. Auf der anderen Seite wurden keine der weiteren untersuchten Parameter (z. B. Herz- oder Atem- frequenz) durch die Exposition verändert. Die Autoren schlugen Replikationsstudien vor.
Wirkungen auf Kinder in epidemiologischen Studien
36 epidemiologische Studien zu Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 18 Jahren befassen sich mit den gesundheitlichen Folgen durch Mobilfunkexposition. 12 Studien (33,3 %) waren von hoher, 22 Studien (61,1 %) von moderater und zwei Studien (5,6 %) von geringer Qualität (Abb. 5.2). Methodische Schwächen wurden ins- besondere bezüglich des Kriteriums Confidence in the exposure (Qualität der Expositionsbestimmung) identifi- ziert. Insgesamt 23 Studien (63,9 %) aller epidemiologischen Studien wurden hier mit einem wahrscheinlich oder definitiv hohen Biasrisiko bewertet, da die Exposition mithilfe eines Fragebogens erhoben wurde, der entweder von den Kindern und Jugendlichen selbst oder von einem Elternteil ausgefüllt wurde. Wenn der Fragebogen zur Mobiltelefonnutzung darüber hinaus retrospektiv ausgefüllt wurde, führte dies zu einer Bewertung als definitiv
71 Der GSM (Global System for Mobile Communications) Funkstandard arbeitet bei Frequenzen um 900 MHz (GSM 900) bzw. 1800 MHz (GSM 1800) und wird oft auch als 2G bezeichnet.
72 WCDMA: Wideband Code Division Multiple Access ist ein spezifisches Datenübertragungsverfahren, das u. a. bei UMTS verwendet wird.
73 CDMA: Code Division Multiple Access ist ebenfalls ein Übertragungsverfahren, das u. a. bei UMTS Verwendung findet.
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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode
        Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.















































































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