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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 123 – Drucksache 20/5646
  Die Definition der Altersklassen der Population richtete sich für Kinder und Jugendliche nach der gängigen Definition <18 Jahre, wie sie z. B. im deutschen Recht verankert ist (§ 1 Abs. 2 JGG) und auch von den Kran- kenkassen genutzt wird (KBV 2019). Für ältere Menschen gibt es keine allgemeingültige Definition, meist sind Personen ab 65 Jahren gemeint (Bundesregierung 2008; National Center for Biotechnology Information (NCBI) 2019). Diese Altersgrenze wurde auch hier verwendet.
Konkret musste sich im Titel und/oder Abstract des Artikels ein Hinweis darauf finden, dass Kinder, Ju- gendliche oder ältere Menschen untersucht wurden. Die Publikationen mussten Informationen zur HF-EMF- Exposition mit Bezug zur kabellosen Kommunikation beinhalten. Wenn in epidemiologischen Studien die Wir- kung der Nutzung eines Mobiltelefons untersucht wurde, musste im Text der Bezug zu HF-EMF enthalten sein. Bei experimentellen Studien mussten die Expositionsquelle und -dauer sowie die Feldstärke angegeben und in epidemiologischen Studien eine Expositionsabschätzung für das Individuum erfolgt sein. Eingeschlossen wur- den nur solche englisch- und deutschsprachigen Artikel, die in Fachzeitschriften mit einem Peer-Review-Ver- fahren veröffentlicht wurden. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung war auf Studien nach 1990 beschränkt, da vor diesem Zeitpunkt keine nennenswerte Exposition durch Mobilfunk gegeben war; berücksichtigt wurden Studien, die bis zum 26.10.2018 publiziert und dokumentiert waren.
Studienextraktion
Alle potenziell relevanten Artikel wurden anhand der Ein- und Ausschlusskriterien in zwei Schritten über- prüft. Zunächst wurden Titel und Abstracts unabhängig von zwei Gutachtenautoren durchgesehen. Anschlie- ßend wurden die Volltexte aller Artikel, die im ersten Schritt nicht ausgeschlossen wurden, unabhängig von mehreren Gutachtenautoren überprüft (Eignung) und gemeinsam über deren Berücksichtigung entschieden.
Die extrahierten Daten umfassen bibliografische Angaben, das Studiendesign, Anzahl und Alter der Stu- dienteilnehmenden, die Expositionsquelle, den Untersuchungsschwerpunkt (Endpunkt) und die Ergebnisse. Bei epidemiologischen Studien wurden zusätzlich die verwendete Kohorte, die Art der Exposition (z. B. Jahre der Mobilfunknutzung, tägliche Anzahl an Anrufen) und die Abschätzungsmethode (z. B. Messung, Fragebo- gen) erfasst. Bei experimentellen Studien wurden zudem die untersuchten Gruppen, die Frequenz, die Feld- stärke und die Expositionsdauer extrahiert. Die Daten der berücksichtigten Studien wurden unabhängig vonei- nander von zwei Gutachtenautoren extrahiert und abgeglichen. Unstimmigkeiten und technische Unklarheiten wurden diskutiert und ggf. mithilfe weiterer Recherche ein Konsens hergestellt.
Studienbewertung
Um die interne Validität (Biasrisiko im Studiendesign) und die Qualität der Studien zu bewerten, wurde das vom Office of Health Assessment and Translation (OHAT) des U.S.-amerikanischen National Toxicology Pro- gram (NTP) veröffentlichte Protokoll (National Toxicology Program 2015a, 2015b) verwendet. Dieses wurde speziell für Studien mit einem Fokus auf Umweltgesundheit und Toxikologie entwickelt und beinhaltet eine detaillierte Anleitung, mit der beurteilt werden kann, inwieweit das Design und die Durchführung einer Studie zu einer möglichen Verzerrung (Bias) der Ergebnisse geführt haben könnten (d.h. zu einer Unter- oder Über- schätzung der Expositionswirkung).
Für diesen Review wurde eine Modifikation des OHAT-Protokolls für das Kriterium Identical Experi- mental Conditions Across Study Groups vorgenommen, welches laut OHAT nur bei Tierstudien anzuwenden ist. Dieses Kriterium wurde von den Gutachtenautoren auch für experimentelle Humanstudien (Human Con- trolled Trials) als relevant betrachtet und damit im vorliegenden Review verwendet, um die experimentellen Bedingungen bei der Schein-Exposition adäquat bewerten zu können. Die Scheinexposition ist bei EMF-Stu- dien ein wichtiger Faktor für ein gut kontrolliertes Design.
Es wurden für alle experimentellen Studien (Human Controlled Trials) acht Kriterien angewendet (Tab. 5.1), anhand derer Selection Bias, Performance Bias, Attrition/Exclusion Bias, Detection Bias, Selective Reporting Bias und andere Ursachen für Bias (Other Biases) bewertet wurden (National Toxicology Program 2015a). Bei epidemiologischen Studien (Cohort Studies, Case-Control Studies, Cross-sectional Studies) wur- den sieben Kriterien berücksichtigt (Tab. 5.2 und 5.3), mit denen Selection Bias, Confounding Bias, Attri- tion/Exclusion Bias, Detection Bias für die Exposition und den Endpunkt, Selective Reporting Bias und andere Ursachen für Bias (Other biases) bewertet wurden (National Toxicology Program 2015a).
Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.
























































































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