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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 9 – Drucksache 20/5646 Zusammenfassung
Hochfrequente elektromagnetische Felder (HF-EMF) sind Grundlage digitaler, kabelloser Kommunikation z.B. zwischen WLAN-Routern und Rechnern, Tablets und nicht zuletzt Mobiltelefonen im gesamten öffentlichen Raum und in praktisch allen privaten Haushalten. In den kommenden Jahren ist von einer weiteren Zunahme von EMF-Quellen verschiedenster Frequenzbereiche auszugehen. Als Hauptgrund hierfür gilt die rasante, umfängli- che Digitalisierung nahezu aller Arbeits-, Lebens- und Wirtschaftsbereiche, womit zugleich die mobil einzuset- zenden Technologien verbunden sind. Aber auch der Stromnetzausbau sowie die Forcierung von Elektromobilität und autonomem Fahren tragen zu einem verstärkten Auftreten von EMF bei. Es ist daher zu erwarten, dass die Exposition der Bevölkerung mit EMF zukünftig ansteigen wird.
Der vorliegende Bericht stellt den aktuellen Sachstand zu möglichen gesundheitlichen Risiken der hochfre- quenten elektromagnetischen Felder insbesondere des Mobilfunks (sowie damit zusammenhängender Mobilfunk- netze wie etwa WLAN, Bluetooth) zusammenfassend dar. Hierfür wurde in großem Umfang wissenschaftliche Literatur gesichtet und ausgewertet. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf eine transparent dargelegte Un- terscheidung zwischen evidenzbasierten wissenschaftlichen Befunden und möglichen Interpretationen seitens po- litischer Akteure, gesellschaftlicher Gruppen bzw. spezifischer Stakeholder gelegt. Intention dieses Berichts ist es, sowohl für die Politik als auch für die interessierte Öffentlichkeit die Qualität und somit resultierende Aussa- gekraft des derzeitigen wissenschaftlichen Sachstandes zu EMF nachvollziehbar darzulegen. Der Kern der Dar- stellung ist evidenzorientiert, d. h., der wissenschaftliche Gehalt der Forschungsbefunde wird referiert. Eine (po- litische oder sonstige) Interpretation der Befunde wurde nicht vorgenommen.
Im Rahmen des TA-Projekts wurden die Ergebnisse aus aktuellen nationalen und internationalen For- schungsprojekten gesichtet und insbesondere darauf hin analysiert, ob relevante bzw. neue Erkenntnisse vorlie- gen, die substanziell die Diskussionen zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen bzw. Risiken der HF-EMF verändern könnten. Es erfolgte zudem auch eine Fokussierung auf Forschungsbemühungen, die zur besseren Ri- sikobewertung der Exposition von jungen Menschen einen substanziellen Beitrag leisten (könnten). Da die heu- tigen Kinder und Jugendlichen vermutlich lebenslang und in zunehmendem Maße EMF ausgesetzt sein werden, ist die Frage nach möglichen Langzeitwirkungen von großer Bedeutung.
Da zur neuesten »5.« Mobilfunkgeneration (5G), die sich gerade in der Markteinführung befindet, noch kaum publizierte Forschungsergebnisse zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen vorliegen, konnte dieses Thema lediglich in Form eines prospektiven Exkurses behandelt werden. Dies betrifft insbesondere den Bereich der sehr hohen Frequenzen (Millimeterwellen). Die ersten Ausbauschritte von 5G nutzen allerdings Frequenzbereiche, die bereits heute für Mobilfunk und ähnliche Anwendungen eingesetzt werden. Daher sind hier die vorliegenden Forschungsergebnisse in vielen Fällen und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit analog übertragbar.
EMF-Quellen und Expositionsszenarien
Als Basis für die Bewertung möglicher gesundheitlicher Auswirkungen waren zunächst Art und Umfang der EMF-Exposition zu klären. Dazu wurde im Bericht u.a. untersucht, welche HF-EMF in welcher Form und in welcher Stärke durch welche Geräte und Anlagen generiert werden. Mögliche kumulative Effekte durch gleich- zeitig wirksame EMF-Quellen unterschiedlicher Frequenzen wurden ebenfalls berücksichtigt. Darauf aufbauend wurden Expositionsszenarien entwickelt und untersucht, ob auch unter ungünstigen bzw. Worst-Case-Annahmen die jeweiligen Grenzwerte für die EMF-Exposition eingehalten werden können, die zum Schutz der Bevölkerung vor möglichen gesundheitlichen Risiken durch die Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern in Deutschland gelten. Dies diente auch dazu, mögliche Erkenntnislücken und Forschungsbedarfe in diesem The- menfeld zu identifizieren. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass trotz zum Teil sehr ungünstiger Exposi- tionsannahmen in den untersuchten Expositionsszenarien die Grenzwerte der magnetischen Flussdichte, der Leis- tungsflussdichte oder der spezifischen Absorptionsrate (SAR) im Allgemeinen (zumeist deutlich) unterschritten werden.
Die SAR bezeichnet die Energie, die in einer bestimmten Zeit von einem biologischen Gewebe aus einem EMF aufgenommen und in Wärme umgewandelt wird, bezogen auf die Masse des Gewebes. Geräte mit einer Sendeleistung kleiner unter 20 mW können den SAR-Grenzwert von 2 W/kg (gemittelt über 10 g Körpergewebe)
   Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.


























































































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