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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 73 – Drucksache 20/5646
 Für das hier zu entwickelnde theoretisch denkbare Expositionsszenario »öffentlicher Raum einschließlich induktivem Laden von Elektrofahrzeugen« ist ein Fall relevant, in dem auf Verkehrswegen durch eingebaute Induktionsschleifen darüber befindliche Fahrzeuge in einem Bereich geladen werden, in dem sich auch Fußgänger in der Nähe der Fahrzeuge befinden. Dies kann beispielsweise auf einem Parkplatz oder an einer Ampel der Fall sein, an der Fahrzeuge beim Halt aufgeladen werden und gleichzeitig Fußgänger neben einem solchen Fahrzeug auf ihre Grünphase warten.
Technische Details eines möglicherweise zukünftig sich etablierenden Systems zum induktiven Laden im Straßenverkehr sind noch nicht bekannt. Die Schaffung einer breiten Anwendungsmöglichkeit setzt eine gewisse Normung voraus. Die Literatur zu diesem Thema ist insbesondere mit den technischen Fragen befasst, während im Hinblick auf die HF-Exposition oft nur auf die Notwendigkeit der Einhaltung der entsprechenden Grenzwerte hingewiesen wird. Nachfolgend wird daher anhand verfügbarer Literatur darauf eingegangen, ob das induktive Laden von Fahrzeugen im Straßenverkehr eine relevante Quelle von HF-Expositionen darstellen kann.
In FfE (2012) wurde die Alltagstauglichkeit von induktiven Ladesystemen untersucht. Ein Aspekt war die technische Tauglichkeit, zu deren Überprüfung Probanden diese Technik über einen gewissen Zeitraum nutzten und einer Befragung zu ihren Erfahrungen unterzogen wurden. Daneben wurden technische Daten erhoben. Schließlich wurden auch Messungen der magnetischen Feldstärke in bzw. außen neben den Fahrzeugen durchge- führt. Dabei wurden zwei Fälle unterschieden: Im ersten Fall befand sich das Fahrzeug in optimaler Position (Sekundärplatte vollständig über der Primärplatte, Best Case), im zweiten Fall in einer sehr ungünstigen Position (nur Teilüberdeckung von Sekundär- und Primärplatte, Worst Case), bei der das Laden gerade noch möglich war. Im zweiten Fall kommt es zu einer deutlich größeren Streuung des elektromagnetischen Feldes.
Im Best Case betrug die gemessene magnetische Feldstärke in 60 cm Höhe über dem Boden maximal etwa 10 μT und im Mittel etwa 5,5 μT (FfE 2012, S. 55). In 50 cm Abstand vom Fahrzeug betrugen die Werte noch maximal etwa 3 μT, die Mittelwerte weniger als 2 μT. Die Mittelwerte in 1 m Abstand lagen bereits unterhalb von 1 μT. Innerhalb der Fahrerkabine wurden maximal 0,18 μT und im Mittel 0,06 μT gemessen (FfE 2012, S. 56).
Im Worst Case wurden mit etwa 22 μT (Maximum) und 13 μT (Mittelwert) etwa doppelt so hohe magneti- sche Flussdichten in 60 cm Höhe über dem Boden gemessen wie im Best Case (FfE 2012, S. 56). In 50 cm Ab- stand vom Fahrzeug wurden magnetische Flussdichten von weniger als 10 μT (Maximum) und 4 μT (Mittelwert) gemessen, in 1 m Abstand magnetische Flussdichten von weniger als 6 μT (Maximum) und weniger als 2 μT (Mittelwert). Innerhalb der Fahrerkabine wurden maximal 0,24 μT und im Mittel 0,086 μT gemessen (FfE 2012, S. 56).
Schließlich wurde die Höhe über dem Boden bei einem konstanten Abstand von 15 cm vom Fahrzeug bei den Messungen variiert. Im Best Case wurden magnetische Flussdichten bis etwa 33 μT (Maximum) und etwa 20 μT (Mittelwert) in der Höhe von 15 cm gemessen. Bis in 120 cm Höhe wurden Werte von etwa 2 μT (Maxi- mum) und etwa 1 μT (Mittelwert) erreicht. Der Grenzwert der 26. BImSchV in 27 μT wurde in 15 cm Höhe noch überschritten, nicht aber ab der nächsten ausgemessenen Höhe von 30 cm (FfE 2012, S. 57). Für den Worst Case wurde die Höhenabhängigkeit der magnetischen Flussdichte in (FfE 2012) nicht untersucht.
Die SSK hat in ihrem Statusbericht (SSK 2013, 11 ff.) hinsichtlich des induktiven Ladens von Elektrofahr- zeugen festgestellt, dass mögliche Expositionsszenarien aufgrund der derzeit fehlenden Daten noch nicht endgül- tig beurteilbar sind. Sie hat dabei grundsätzlich konstatiert, dass im eigentlichen Bereich der Übertragung, d. h. im Luftspalt zwischen den beiden Spulen, die Referenzfeldstärken für die Personenexposition bei der jeweiligen Betriebsfrequenz überschritten werden können. Dementsprechend hat die SSK das Streufeld des Luftspaltes um die Spulenanordnung grundsätzlich als expositionsrelevant beurteilt, sodass sich für die SSK die Frage nach der Zugänglichkeit dieser Bereiche, d. h. zumindest in der Praxis konkret möglicher Teilkörperexpositionen, gestellt hat. Weiterhin hat die SSK festgestellt, dass den zugänglichen technischen Spezifikationen der Hersteller zwar Detektions- und Sicherheitsmaßnahmen zu entnehmen sind, es aber praktisch noch keine von unabhängigen Stel- len in realen Versuchen ermittelten Expositionsdaten für vorstellbare Worst-Case-Fälle gibt. Die SSK kam daher zum Schluss: »Die Entwicklung der induktiven Ladetechnologien wird deshalb in Bezug auf die Personenexpo- sition kritisch zu begleiten sein« (SSK 2013, S. 12).
Im Expositionsszenario »öffentlicher Raum einschließlich induktivem Laden von Elektrofahrzeugen« sind demnach die im Expositionsszenario »öffentlicher Raum mit Datenübertragung und Mobilfunk« genannten Ex- positionen anzunehmen, zuzüglich einer Komponente durch das induktive Laden von Elektrofahrzeugen, die aber bisher nicht ausreichend quantifiziert werden kann. Sicher ist aber, dass das induktive Laden von Elektrofahrzeugen
Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.

























































































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