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Drucksache 20/5646
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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode
 werden. Dazu waren rechentechnisch die entsprechenden SAR-Werte und Temperaturverteilungen für unter- schiedliche Expositionsgeometrien, verschiedene Standard-Sender und Standard-Körperabmessungen zu ermit- teln. Die Untersuchung umfasste den Frequenzbereich von 0,4 GHz bis 10 GHz.
Die durchgeführten Berechnungen in einem geschichteten Modell haben ergeben, dass bei einer Gewebe- schicht, die geringe Permittivität (Dielektrizitätskonstante, ein physikalischer Gewebeparameter für die dielektri- sche Leitfähigkeit) für elektrische Felder aufweist (z. B. Fett, Knochen) und von zwei Schichten mit hoher Per- mittivität (Haut, Muskel, innere Organe) umgeben ist, unter Fernfeldbedingungen und bei bestimmten Schichtdi- cken in dieser Gewebeschicht Stehwellen entstehen können, die zu einer Erhöhung der SAR-Werte in den be- nachbarten Schichten, vor allem in der Haut, führen können. Im Vergleich zu homogenen Geweben unter ansons- ten gleichen Bedingungen wurde ein Anstieg der SAR-Werte um bis zu etwa einen Faktor 3 ermittelt. Da dies nur ab einer Entfernung der Feldquelle von einigen cm vom Körper passiert, werden Grenzwerte nicht überschritten. Unter Nahfeldbedingungen treten Stehwellen nicht auf.
Die Resultate des generischen Modells wurden an anatomischen Modellen unter Belastung mit den folgen- den Geräten simuliert: Walkie-Talkie bei 450 MHz, Mobiltelefon bei 900 (GSM) und 1.950 MHz (UMTS) und ein Computer mit WLAN-Karte bei 2.450 MHz. Im Vergleich zum Flachphantom zeigte sich, dass dieser über- wiegend konservative Werte gegenüber der Exposition durch Geräte im Rumpfbereich liefert. Nur in einigen Ausnahmefällen unterschätzte das Phantom die Exposition um max. 5 %. Die maximale Exposition trat durchge- hend an der Körperoberfläche auf, die Exposition der inneren Organe selber war deutlich geringer. Bei der Be- nutzung eines Laptops mit WLAN trat die maximale Exposition in den Oberschenkeln auf, die Exposition der Geschlechtsorgane war deutlich geringer. Die im generischen Modell beobachteten Stehwelleneffekte konnten am anatomischen Modell bestätigt werden, waren aber weniger ausgeprägt.
Der Temperaturanstieg durch eine HF-Exposition wurde am geschichteten Modell im Frequenzbereich von 30 MHz bis 5,8 GHz berechnet. Der maximale Temperaturanstieg trat durchwegs in den oberflächennahen Schichten auf, überwiegend in der Haut. Bei freier Konvektion wurde ein Temperaturanstieg bis zu 0,8 °C nach 30 Minuten erreicht, unter adiabatischen Bedingungen (keine Wärmeabgabe an die Umgebung) ein Temperatur- anstieg bis zu 2,5 °C nach 6 Minuten und bis zu 3,5 °C nach 30 Minuten. Die am generischen Modell erzielten Ergebnisse wurden an anatomischen Modellen überprüft. Für diese Überprüfung wurde die Frequenz 450 MHz gewählt, da infolge der höheren Eindringtiefe hier mit der stärksten Erwärmung der inneren Organe zu rechnen ist. Der maximale Temperaturanstieg lag auch hier in den oberflächennahen Gewebeschichten, etwa 7 mm bis 22 mm unter der Körperoberfläche, und betrug 0,16 °C bis 0,23 °C (freie Konvektion) bzw. 0,23 °C bis 0,31 °C (adiabatische Bedingungen). Die Erwärmung der inneren Organe erreichte dabei maximal 0,11 °C, die der Ge- schlechtsorgane maximal 0,04 °C.
Die Untersuchungen zeigten demnach, dass durch die Schichtung des Körpergewebes Effekte auftreten kön- nen, durch die es im Vergleich zu homogenem Gewebe oder Gewebe simulierenden Flüssigkeiten zur erhöhten Absorption elektromagnetischer Felder im Körper kommt. Da sie nur im Fernfeldbereich auftreten, kommt es nach (Christ et al. 2006) aber nicht zu einer Überschreitung der Grenzwerte. Die durch die Exposition induzierte Temperaturerhöhung im geschichteten Gewebe kann unter Extrembedingungen (maximale Absorption, keine Thermoregulation, keine Wärmeabgabe durch die Haut) über 3,5 °C betragen und kann damit deutlich höher sein als zuvor angenommen wurde. Ein solches Szenario wird allerdings von (Christ et al. 2006) als sehr unrealistisch angesehen. Es wurde konstatiert, dass bei freier Konvektion maximal 0,8 °C erreicht werden und der für die in- neren Organe ermittelte Temperaturanstieg wurde als vernachlässigbar angesehen, sofern die SAR-Grenzwerte eingehalten werden.
Bestimmung praxisnaher SAR-Werte von Handys
Ziel der Untersuchungen im Vorhaben »Bestimmung der SAR-Werte, die während der alltäglichen Nutzung von Handys auftreten« (Georg et al. 2005), war die Bestimmung tatsächlich auftretender SAR-Werte. Diese sind für die Bewertung der realen Exposition von Handynutzern wesentlich aussagekräftiger als die von den Her- stellern für Normbedingungen angegebenen Werte.
Es wurden sowohl GSM als auch UMTS-Handys bei verschiedenen Nutzerszenarien untersucht. Beim GSM- System erfolgt mit jedem Zellwechsel ein Hochregeln der Sendeleistung des Mobilfunkendgerätes auf den im jeweiligen Netz maximalen Wert. Messungen wurden durchgeführt bei Telefonaten
  › während der Fahrt mit dem PKW,
Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.






















































































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