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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 41 – Drucksache 20/5646
› Regel 1: Schöpfen die zu erwartenden Feldstärkewerte einer Feldquelle die nach ICNIRP gegebenen Refe- renzwerte maximal zu einem Drittel aus (zu betrachten ist hier der Worst Case, insbesondere die ungünstigsten Betriebszustände sowie der geringste Körperabstand zur Feldquelle bei bestimmungsgemäßem Gebrauch), so kann die Einhaltung der Basisgrenzwerte auch im Alltag beim Auftreten multipler Expositionen durch weitere Feldquellen vermutet werden, und es sind keine zusätzlichen Maßnahmen seitens des Herstellers notwendig.
› Regel 2: Liegen die zu erwartenden Feldstärkewerte oberhalb der nach Regel 1 bestimmten Drittel-Schranke der Referenzwerte, kann aber der Hersteller (nach anerkanntem Stand der Technik und Wissenschaft) nach- weisen, dass die Basisgrenzwerte zu nicht mehr als einem Drittel ausgeschöpft werden, so sind ebenfalls keine weiteren zusätzlichen Maßnahmen seitens des Herstellers notwendig.
› Regel 3: Wird die Drittel-Schranke überschritten, muss der Hersteller in der Praxis mögliche ungünstigste Szenarien multipler Expositionen identifizieren. Die Gesamtexposition in Bezug auf die Basisgrenzwerte ist nach den in den ICNIRP-Leitlinien gegebenen Additionsregeln zu ermitteln (ICNIRP 1998, 513f.). Warnhin- weise auf mögliche Szenarien mit dem Risiko einer Überschreitung der Basisgrenzwerte sind in den Bedie- nungsanleitungen anzugeben und mit entsprechenden Anweisungen zu ergänzen, wie diese zu vermeiden sind.
Diese Regeln sind allerdings nicht per se für die Hersteller von Geräten verbindlich. Daher empfiehlt die SSK
auch, deren Umsetzung bei europäischen und nationalen Normungsgremien einzufordern bzw. geeignete Schritte (z. B. Selbstverpflichtungen, gesetzliche Regelungen) zu ergreifen, um die Einhaltung der ICNIRP-Leitlinien auch bei gleichzeitigem Gebrauch mehrerer Feldquellen zu gewährleisten (SSK 2007, S. 5).
Untersuchungen zur Abschätzung von HF-Expositionen der Bevölkerung aus verschiedenen Quellen
Im nachfolgenden Kapitel werden Ergebnisse aus Untersuchungen aus dem Deutschen Mobilfunk Forschungs- programm (Kap. 2.3.1), aus im Anschluss daran durchgeführten Untersuchungen (Kap. 2.3.2) sowie aus weiteren Untersuchungen zur Exposition (Kap. 2.3.3) dargestellt, soweit sie die Ermittlung von Expositionen zum Inhalt haben.
Untersuchungen im DMF
Einige der Forschungsvorhaben des DMF haben sich mit der Frage der Exposition von Personen der Bevölkerung befasst. Deren Ergebnisse werden nachfolgend kurz beschrieben, soweit sie für die hier zu untersuchenden Fra- gestellungen von Interesse sind.
Bestimmung der Exposition bei Verwendung kabelloser Übermittlungsverfahren in Haushalt und Büro
Ziel des Forschungsvorhabens durch Schmid et al. (2005) war die Erarbeitung einer detaillierten Übersicht über gegenwärtig bereits verwendete und in naher Zukunft am Markt zu erwartende drahtlose Kommunikationsein- richtungen für Heim- und Büroanwendungen. Neben einer Beschreibung und Gegenüberstellung hinsichtlich für den Strahlenschutz relevanter Parameter der verschiedenen Technologien sollten auch die damit verknüpften messtechnischen Anforderungen für eine adäquate und zuverlässige Expositionserfassung erarbeitet und doku- mentiert werden. Schließlich sollten für typische, ausgewählte Szenarien die resultierenden Expositionen durch die betrachteten Technologien erfasst werden.
Im Forschungsvorhaben wurden neben Schnurlostelefonen (u.a. DECT) und lokalen Funknetzwerken (WLAN/WPAN12) auch nichtstandardisierte Geräte, wie z.B. Babyphone, berücksichtigt. Es wurden Messungen und umfangreiche Computersimulationen sowohl für körpernah betriebene Geräte als auch für komplexe Expo- sitionsszenarien (z. B. mit parallelen DECT- und WLAN-Installationen in Büroumgebungen) durchgeführt. Diese
12 »Wireless Personal Area Networks«, damit sind kleinräumige Funknetzwerke auf Basis der Normenfamilie IEEE 802.15 gemeint. Dazu zählt Bluetooth (IEEE 802.15.1) oder auch ZigBee, XBee und vergleichbare Smarthomefunkstandards (IEEE 802.15.4)
Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.