Page 20 - Auswirkungen-HF-EMF-auf-die-Gesundheit
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Drucksache 20/5646
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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode
 duziert werden konnten. Intention des Berichts ist es, sowohl für die Politik als auch für die interessierte Öffent- lichkeit die Qualität und somit resultierende Aussagekraft des derzeitigen wissenschaftlichen Sachstandes nach- vollziehbar darzulegen.
Zu konstatieren ist zugleich auch, dass die Frage nach möglichen gesundheitlichen Wirkungen gegenwärtiger und zukünftiger Generationen der Mobiltelefonie auf eine nicht triviale Evidenzsituation trifft: »es gibt Grenzen der Modellierbarkeit, Untersuchbarkeit, Reproduzierbarkeit, Validierbarkeit, Erklärbarkeit und (widerspruchs- freien) Interpretierbarkeit. Dies hat unterschiedliche (kontextuelle) Gründe, die sich teils auch wechselseitig ver- stärken« (ITA 2020, S. 21).
Evidenz und Systematik
Im Rahmen des TA-Projekts wurden die Ergebnisse aus aktuellen nationalen und internationalen Forschungspro- jekten gesichtet und insbesondere darauf hin analysiert, ob relevante bzw. neue Erkenntnisse vorliegen, die sub- stanziell die Diskussionen zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen bzw. Risiken der HF-EMF verändern könnten. Fokussiert wurde zudem auf Forschungsbemühungen, die zur besseren Risikobewertung der Exposition von jungen Menschen einen substanziellen Beitrag leisten (könnten). Da die heutigen Kinder und Jugendlichen vermutlich lebenslang und in zunehmendem Maße EMF ausgesetzt sein werden, ist die Frage nach möglichen Lang- zeitwirkungen von großer Bedeutung.
Bei der Abschätzung möglicher gesundheitlicher Risiken von EMF gilt jedoch für alle Generationen gleich- ermaßen, dass diese erschwerenden Einschränkungen unterliegen. Experimentell kann zu potenziell gesundheits- schädigenden Expositionen aus ethischen Gründen nur an Tieren, isoliertem menschlichen Gewebe oder Zellli- nien geforscht werden; die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen ist immer schwierig bzw. proble- matisch. Die realistisch zu untersuchende Expositionsdauer ist bei experimentellen Studien auf wenige Stunden (isoliertes Gewebe) oder Wochen (Tierversuche) beschränkt. Epidemiologische Untersuchungen hingegen werfen oft das Problem ungenügender Datenqualität (z. B. zu Nutzungsdauer, Telefonieverhalten) oder Datenverfügbar- keit (Expositionsdaten, Nutzung durch Kinder, Langzeitnutzung, Nutzung neuer »5G«-Frequenzen) auf. Außer- dem können epidemiologische Studien lediglich Korrelationen und nicht kausale Zusammenhänge aufzeigen. Und schließlich bedeutet der überzeugende Nachweis biologischer Effekte nicht zwingend, dass damit auch gesund- heitliche Risiken einhergehen. Für all diese Situationen bzw. Ungewissheiten muss jedoch ebenso die epidemio- logische Regel gelten, dass die Abwesenheit eines wissenschaftlichen Risikonachweises noch nicht die Abwesen- heit eines Risikos bedeutet. Geht es um Evidenz und Risiko kommt erschwerend hinzu, dass die Abwesenheit jeden Risikos in komplexen Systemen (und dazu zählen biologische Systeme wie der menschliche Organismus) prinzipiell nicht letztgültig bewiesen werden kann (ITA 2020, S. 24 f.).
Schließlich wurde für den Bericht untersucht, welche EMF in welcher Form und in welcher Stärke durch welche Geräte und Anlagen generiert werden, um auf dieser Grundlage die daraus resultierenden Belastungen für Menschen abschätzen zu können. Dabei wurden mögliche kumulative Effekte durch gleichzeitig wirksame EMF- Quellen unterschiedlicher Frequenzen berücksichtigt. Dies diente auch dazu, mögliche Erkenntnislücken und For- schungsbedarfe in diesem Themenfeld zu identifizieren.
Für den vorliegenden Bericht war es aufgrund der Fülle des Materials nicht möglich, sämtliche vorliegenden wissenschaftlichen Primärveröffentlichungen, Metaanalysen und sonstige Quellen mit einheitlicher und strenger Systematik auszuwerten. Vielmehr war es das Ziel, hinsichtlich der wichtigsten Forschungsprogramme und rele- vantesten Publikationen zu gesundheitlichen Effekten hochfrequenter EMF einen ausführlichen, substanziellen Überblick über die ca. letzten zehn Jahre zu vermitteln. Insgesamt handelt es sich bei dem vorliegenden TAB- Bericht somit um eine Art »resource book«, also eine Faktensammlung, die Forschungsergebnisse und -befunde und Risikoeinschätzungen in ihrer Essenz aufbereitet und im Zusammenhang darstellt.
Gutachtenvergabe
Im Rahmen des TAB-Projekts wurden drei Gutachten vergeben, deren Ergebnisse in die Berichtserstellung ein- geflossen sind:
› Aktuelle Forschungen zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen bzw. Risiken der HF-EMF. Dr. Gregor Dürrenberger, Dr. Jürg Fröhlich; FSM – Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation, ETH, Zürich
  Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.





















































































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