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Drucksache 20/5646
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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode
Mobilfunknutzungen. Als weiterer Ausbauschritt ist die Nutzung von Bändern im höheren Frequenzbereich (Mil- limeterwellen) geplant (26 GHz, 40 GHz bis zu 86 GHz). In Deutschland ist u. a. der Bereich von 24,25 bis 27,5 GHz für Kleinzellennetze oder für die Anbindungen von Basisstationen mit Richtfunkstrecken, also stark gerichteten Funkverbindungen zwischen zwei Stationen, vorgesehen (BMU 2019).
Eine technische Neuerung wird durch innovative Antennentechnik, das »massive MIMO« (Multiple Input Multiple Output), möglich. Dabei werden bis zu 256 einzelne Antennensegmente zusammengeschaltet. Damit kann Strahlungsleistung zielgenauer in bestimmte Richtungen abgegeben werden (Beam Forming). Dies wird vor allem in höheren Frequenzbereichen (Millimeterwellen) eingesetzt werden (BfS 2019a). Detailliertere Angaben sind an dieser Stelle nicht möglich, weder die Netztopologien noch die technischen Spezifikationen der Basissta- tionen und der Endgeräte für 5G abschließend festgelegt sind.
Exposition
Wie sich die Exposition der Bevölkerung mit HF-EMF durch die Einführung von 5G verändern wird, ist derzeit kaum abzusehen. Zumindest anfänglich ist von einer erhöhten Gesamtexposition durch Mobilfunkwellen auszu- gehen, da 5G parallel zur alten Infrastruktur betrieben werden wird. Wenn später die Infrastruktur der älteren Funkstandards (GSM, UMTS, LTE) ggf. obsolet geworden ist und zurückgebaut wird, könnte die Exposition auf ein ähnliches Niveau wie heute zurückgehen (Lewicki 2017). Bei UMTS (3G) ist der Rückbau bereits im Gange. Bis 2022 soll dieser Mobilfunkstandard vom Markt verschwinden (Hayon 2020). Die Einführung von 5G ge- schieht auf Frequenzbändern, die bereits früher für Mobilfunk- und andere Anwendungen genutzt wurden (bei 700 MHz, 2 GHz und 3,6 GHz). Die Sendeleistung von 5G Basisstationen werden in etwa der gleichen Größen- ordnung erwartet, wie bei 4G (BMU 2019).
Wie sich die Charakteristika, in denen sich 5G von den älteren Funkstandards unterscheiden, auf die Expo- sition auswirkt, ist derzeit schwer abschätzbar. Das betrifft insbesondere eine Netztopologie aus kleinräumigeren Funkzellen bzw. die Technologie des Beam-Forming. Für einen Anstieg der Exposition spricht, dass bei kleineren Funkzellen Basisstationen ggf. näher an Orten betrieben werden, an denen Menschen sich aufhalten. Außerdem wird durch das Beam-Forming eine höhere EMF-Intensität in der Bündelungsrichtung erzeugt. Es ist aber auch eine Verringerung der Exposition möglich, da bei kleineren Zellen die Sendeleistung geringer ausfallen kann. Beam-Forming hingegen zielt darauf ab, die Strahlungsleistung auf diejenigen räumlichen Bereiche zu konzent- rieren, in denen sie tatsächlich genutzt wird. Personen, die sich nicht in diesen Bereichen aufhalten, werden somit weniger stark exponiert. Insgesamt wird erwartet, dass dadurch die Streubreite möglicher Expositionen zunehmen wird. Vieles wird davon abhängen, wie die 5G-Netze letztlich konfiguriert und genutzt werden. Daher begleitet das Bundesamt für Strahlenschutz deren Auf- und Ausbau mit Forschungsvorhaben zur Feldverteilung (BMU 2019).
wandelt und damit absorbiert wird, spielen die Frequenz und die Stärke des Feldes sowie die Zusammensetzung des Körpergewebes (Wasser-, Fett-, Protein- und Salzgehalt) eine wichtige Rolle. Je höher die Frequenz eines EMF ist, umso stärker wird es an der Körperoberfläche absorbiert, d. h. je höher die Frequenz des elektromag- netischen Feldes ist, desto kürzer ist die Strecke, die das Feld in den Körper eindringen kann. Konkret definiert ist die relative Eindringtiefe als jene Wegstrecke, nach der ein elektromagnetisches Feld beim Eindringen in das Gewebe nur noch 37% seiner Ausgangs-Feldstärke besitzt. Die absolute Eindringtiefe, d.h. wie tief das Feld in einen Körper eindringen kann, hängt jedoch auch von der Ausgangs-Feldstärke ab. Bei hoher Aus- gangs-Feldstärke ist die absolute Eindringtiefe grundsätzlich größer als bei kleiner Ausgangs-Feldstärke. Die durchschnittliche Eindringtiefe der Felder liegt z. B. im Fall von Muskelgewebe im unteren GHz-Bereich (Frequenzbereich 0,5 bis 2,5 GHz, in dem u. a. Mobilfunk und Mikrowellenherd betrieben werden) bei etwa1,5bis 0,5cm und oberhalb von 10GHz nur noch bei 0,2mm und weniger.« (www.emf-por- tal.org/de/cms/page/home/effects/radio-frequency; 1.10.2020)
»Bei der Frage, welcher Anteil der Energie eines hochfrequenten Feldes im Körpergewebe in Wärme umge-
Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.