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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 15 – Drucksache 20/5646
 Mittelausstattung nicht aufrechterhalten werden können. Trocknet die EMF-Forschungscommunity in Deutsch- land aus, müssten möglicherweise zu einem späte(re)n Zeitpunkt lancierte Projekte bspw. zu den gesundheitlichen Auswirkungen der neuen 5G-Technologien ins Ausland vergeben werden.
Bei der Forschungsförderung sollte auf jeden Fall auf höchstmögliche Qualität der vorgeschlagenen Experi- mente und Methoden geachtet werden. Diese aus wissenschaftlicher Sicht selbstverständliche Empfehlung erhält im Zusammenhang mit möglichen Gesundheitsrisiken von EMF eine erhebliche gesellschaftliche und auch wirt- schaftliche Relevanz. Nur bei hoher wissenschaftlicher Qualität kann seriös geprüft werden, ob eine Wirkung kausal ist oder ein Artefakt der (mangelhaften) Anlage bzw. Durchführung der Studie.
Beobachtungen der Forschungslandschaft und Erfahrungen aus den letzten Jahren zeigten immer wieder, dass etwa manche Risikohypothesen nur von einem einzigen Forschungsteam mit einer bestimmten Methode untersucht wurden. Gerade in einem so kontrovers diskutierten Themenfeld wie dem der gesundheitlichen Risi- kopotenziale der EMF beim Mobilfunk ist jedoch die unabhängige Reproduktion und Validierung von For- schungsergebnissen durch unterschiedliche (auch internationale) Forschungsgruppen hoch relevant. Wichtig ist außerdem, dass die Unabhängigkeit der Forschung nachvollziehbar gegeben ist sowie größtmögliche Transparenz bezüglich ggf. bestehender Interessenkonflikte hergestellt werden kann.
Exkurs 5G-Technologien
Unter 5G ist ein Bündel unterschiedlicher technologischer Innovationen zu verorten, die – in einem ersten Aus- bauschritt – mehr oder weniger für dieselben Frequenzbereiche verwendet werden, die schon jetzt umfassend genutzt werden, aber in weiteren Ausbauschritten perspektivisch auch deutlich höhere Frequenzbereiche nutzen sollen. Zu 5G gehören auch spezielle Datenübertragungstechniken und unterschiedliche Anwendungsgebiete wie etwa Mobiltelefonie, Industrie 4.0, Cloud Gaming, Internet of Things, selbstfahrende Autos etc. Welche Anwen- dungen der 5G-Technologie wann und in welchen Frequenzbereichen zur Anwendung kommen (werden), ist noch unklar. Nicht sicher ist ebenfalls, welche Art des Ausbaus letztendlich (sowohl in Deutschland als auch weltweit) erfolgen soll: Wird etwa eine flächendeckende Versorgung über Sendestationen angestrebt oder geht es stärker um einen jeweiligen standortspezifischen Ausbau (im Sinne von Industrie 4.0)?
Wie sich die Exposition der Bevölkerung mit HF-EMF durch die Einführung von 5G verändern wird, ist vor diesem Hintergrund derzeit kaum abzusehen. Zumindest am Anfang der Entwicklung ist von einer erhöhten Ge- samtexposition durch Mobilfunkwellen auszugehen, da 5G parallel zur alten Infrastruktur betrieben werden wird. Wenn später die Infrastruktur der älteren Funkstandards (GSM, LTE) ggf. obsolet geworden ist und zurückgebaut wird, könnte die Exposition auf ein ähnliches Niveau wie heute zurückgehen (bei UMTS [3G] ist der Rückbau bereits vollzogen, Ende 2021 wurde das 3G-Netz bundesweit abgeschaltet).
Die Einführung von 5G geschieht auf Frequenzbändern, die bereits früher für Mobilfunk- und andere An- wendungen genutzt wurden (bei 700 MHz, 2 GHz und 3,6 GHz). Die Sendeleistung von 5G Basisstationen wird in der gleichen Größenordnung erwartet, wie bei 4G. Wie sich die Charakteristika, in denen sich 5G von den älteren Funkstandards unterscheiden, auf die Exposition auswirkt, ist derzeit schwer abschätzbar. Das betrifft insbesondere eine Netztopologie aus kleinräumigeren Funkzellen sowie die Technologie des sogenannten Beam- Forming, die darauf abzielt, die Strahlungsleistung auf diejenigen räumlichen Bereiche zu konzentrieren, in denen sie tatsächlich genutzt wird. Für einen Anstieg der Exposition spricht, dass bei kleineren Funkzellen die Basissta- tionen ggf. näher an Orten betrieben werden, an denen Menschen sich aufhalten. Außerdem wird durch das Beam- Forming eine höhere Intensität von EMF in der Bündelungsrichtung erzeugt. Es ist aber auch eine Verringerung der Exposition möglich, da bei kleineren Zellen die Sendeleistung geringer ausfallen kann sowie Personen, die sich nicht in der Bündelungsrichtung aufhalten, weniger stark exponiert werden. Insgesamt wird erwartet, dass durch 5G die Streubreite möglicher Expositionen zunehmen wird. Vieles wird davon abhängen, wie die Netze letztlich konfiguriert und genutzt werden. Daher begleitet das Bundesamt für Strahlenschutz den 5G-Netzauf- und -ausbau mit Forschungsvorhaben zur Feldverteilung.
Bezüglich der möglichen Gesundheitsrisiken von 5G ist der Faktor Zeit maßgeblich. Denn solange es noch keine wesentlichen Expositionen gibt, können auch keine epidemiologischen Daten zu Rate gezogen werden. Zudem fehlt es bislang auch an gezielten Laborstudien, da diese auf reale Expositionssituationen von 5G ange- wiesen sind. Entsprechend wäre eine Aussage, dass 5G keine Gesundheitsrisiken mit sich bringt, verfrüht bzw. unangebracht. Auch von den allermeisten Expert/innen wird ein hoher Bedarf an gezielter, hochwertiger For- schung sowie an Definitionen für die zu erwartenden Expositionssituationen konstatiert. Es erstaunt daher nicht,
 Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.

























































































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