Page 140 - Auswirkungen-HF-EMF-auf-die-Gesundheit
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Drucksache 20/5646
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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode
  Fazit
Es wurden 36 epidemiologische und 12 experimentelle Studien zu Kindern und Jugendlichen sowie eine epide- miologische Studie zu älteren Menschen im Hinblick auf die biologischen und gesundheitlichen Folgen von HF- EMF kabelloser Kommunikationsgeräte (Mobilfunk, Schnurlostelefon, WLAN, Bluetooth etc.) systematisch ana- lysiert und bewertet. In 34 Studien wurde die Nutzung eines Mobiltelefons untersucht, in 2 Studien die Exposition bei Mobilfunkbasisstationen und 13 Studien untersuchten die Nutzung eines Mobiltelefons zusammen mit der Exposition z. B. bei Basisstationen, Fernseh- und Rundfunksendern.
In insgesamt 17 Studien fanden sich Hinweise auf verschiedene Wirkungen. In den epidemiologischen Stu- dien wurden am häufigsten Auffälligkeiten im Verhalten beschrieben, insbesondere bei Kindern, die selbst tele- fonierten oder die während der Schwangerschaft in utero exponiert waren. Darüber hinaus gaben Kinder und Jugendliche gesundheitliche Beschwerden (Kopfschmerzen, Müdigkeit etc.) an, wenn sie mit dem Handy telefo- nierten. Ebenso wurden Wirkungen auf die Kognition bei Jugendlichen gefunden. In den experimentellen Stu- dien gab es einzelne Hinweise auf Veränderungen der Hirnaktivität, des Hautwiderstands und eine Beeinträch- tigung der kognitiven Leistungsfähigkeit. Die einzige epidemiologische Studie zu Senioren zeigte keine statis- tisch signifikanten Ergebnisse für das Auftreten von Hirntumor bei den Nutzern von Mobiltelefonen.
Die meisten Studien weisen jedoch eine Reihe von methodischen Schwächen auf, die die interne Validität der Ergebnisse einschränken. Nur drei epidemiologische Studien und eine experimentelle Studie, die eine Wir- kung der HF-EMF-Exposition fanden, hatten ein geringes Biasrisiko und wurden dementsprechend einer hohen Studienqualität zugeordnet. Die anderen 13 Publikationen mit Hinweisen auf Wirkungen hatten nur eine moderate (n = 11) oder gar eine geringe (n = 2) Studienqualität. Zukünftige Studien sollten daher gezielter Biasrisiken bezüglich des Designs, der Durchführung sowie der Dokumentation der Studie minimieren. Hierbei sollten ins- besondere die Schlüsselfaktoren Verblindung, Expositionsbestimmung sowie die vollständige Beschreibung der Ergebnisse berücksichtigt werden.
Aufgrund der insgesamt quantitativ und qualitativ noch immer unzureichenden Studienlage kann die Evidenz für Wirkungen von Mobilfunk auf die Kognition, das Verhalten und subjektive Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen nicht abschließend beurteilt werden. Die unzureichende Studienlage insbesondere im Hinblick auf möglich negative gesundheitliche Auswirkungen ist zugleich derzeit nicht ausreichend, um Wirkungen (insbe- sondere Langzeitwirkungen) auszuschließen. Für Wirkungen auf die frühkindliche Entwicklung, Krebs und phy- siologische Parameter ist die Datenlage unzureichend, um eine Schlussfolgerung über etwaige Wirkungen abzu- leiten. Es kann bis dato auch keine Aussage darüber getroffen werden, ob Kinder und Jugendliche grundsätzlich empfindlicher auf eine Mobilfunkexposition reagieren als Erwachsene. Dies wäre jedoch prinzipiell von großer Relevanz. Zu den möglichen Wirkungen auf ältere Menschen können auf Basis einer einzelnen Studie keine Schlussfolgerungen gezogen werden.
Es besteht somit weiterhin eine große Notwendigkeit zur Durchführung qualitativ hochwertiger Studien in den Altersgruppen von Kindern und Jugendlichen, in denen insbesondere das Risiko für Hirntumor stärkere Be- rücksichtigung finden sollte. Auch sollten die Ergebnisse der epidemiologischen Studien zu Verhaltensauffällig- keiten, kognitiven Fähigkeiten und gesundheitlichen Beschwerden in Kohortenstudien mit objektiver prospektiver Expositionsbestimmung überprüft werden. Außerdem besteht ein Bedarf an qualitativ hochwertigen experimen- tellen Studien zu den Wirkungen auf das Nervensystem. Zukünftige experimentelle Studien sollten eine größere Anzahl an Kindern und Jugendlichen und unterschiedliche Altersklassen berücksichtigen. Weitere Querschnitts- studien, die auf subjektiven Expositionsangaben basieren, sind hingegen verzichtbar, da ihre Aussagekraft einge- schränkt ist.
 Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.

























































































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