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Drucksache 20/5646
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Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode
 In der deutschen MobilEe-Studie (Thomas et al. 2010b) wurde der Zusammenhang zwischen der HF-EMF- Exposition und Verhaltensauffälligkeiten bei mehr als 3.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 8 bis 17 Jahren untersucht. Es zeigte sich ein erhöhtes Risiko für Verhaltensauffälligkeiten in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen mit der höchsten HF-EMF-Exposition. Die Autoren folgerten, dass es Hinweise auf einen Zusam- menhang zwischen der HF-EMF-Exposition und Verhaltensauffälligkeiten gab. Sie wiesen jedoch zugleich da- rauf hin, dass Confounder, wie z. B. die Hyperaktivität der Mutter, nicht berücksichtigt wurden. Die Studienqua- lität wurde als hoch eingestuft.
In der koreanischen Studie von Byun et al. (2013) wurde bei mehr als 2.400 Kindern der Zusammenhang zwischen Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) und der Mobiltelefonnutzung sowie dem Bleigehalt im Blut als bekannter Risikofaktor für ADHS untersucht. Es wurde nur bei Kindern mit einem hohen Bleigehalt im Blut ein erhöhtes Risiko für ADHS bei Mobiltelefonnutzung beobachtet. Die Autoren dieser Studie von moderater Studienqualität folgerten, dass der beobachtete Zusammenhang auf eine mögliche Wechselwir- kung zwischen den beiden Expositionen Blei und Mobiltelefonnutzung hindeuten könnte. Eine ähnliche Wech- selwirkung zwischen dem Bleigehalt im Blut der Mutter während der Schwangerschaft und der Mobiltelefonnut- zung wurde auch von Choi et al. (2017) im Zusammenhang mit der verzögerten psychomotorischen Entwicklung von Kleinkindern gefunden. Die Studienqualität von Byun et al. (2013) wurde aufgrund der Expositionsbestim- mung mithilfe eines Fragebogens als moderat bewertet.
Roser et al. (2016) untersuchten bei 425 Jugendlichen aus der Schweizer HERMES-Studie den Zusammen- hang zwischen Verhaltensauffälligkeiten und der Mobil- und Schnurlostelefonnutzung sowie weiteren Expositi- onsvariablen. In der Querschnittsanalyse wurden einige statistisch signifikante Ergebnisse für mehr Verhaltens- auffälligkeiten gefunden, während in der Längsschnittanalyse einige wenige Wirkungen in Richtung einer Ver- besserung des Verhaltens beobachtet wurden. Die Autoren schlussfolgerten, dass es insgesamt in dieser Studie keine konsistenten Hinweise auf einen Einfluss der HF-EMF-Exposition auf Verhaltensauffälligkeiten gab. Die Studienqualität wurde als hoch bewertet.
Gesamteinschätzung
 Insgesamt kamen die Autoren bei fünf Studien (Birks et al. 2017; Divan et al. 2008, 2012; Sudan et al. 2016; Thomas et al. 2010b) von moderater und hoher Studienqualität zu dem Schluss, dass es Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen einer Mobilfunkexposition und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen gab. Allerdings erklärten die Autoren zugleich, dass die Aussagekraft dieser Studien u. a. durch die ungenaue Expositionsbestimmung anhand von Fragebögen, die teilweise auch retrospektiv ausgefüllt wurden, und durch die fehlende Berücksichtigung von weiteren Confoundern (z. B. Hyperaktivität der Mutter) eingeschränkt sein könnte. In drei Studien (Guxens et al. 2013; Guxens et al. 2019; Roser et al. 2016) von moderater und hoher Studienqualität wurden keine konsistenten Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Exposition bei Mobilfunk und Verhaltensauffälligkeiten gefunden.
 Frühkindliche Entwicklung
Es wurden insgesamt vier Studien zur frühkindlichen Entwicklung im Zusammenhang mit einer Mobilfunkexpo- sition analysiert (Kap. 8.2.3): Sie stammen aus der spanischen INMA-Kohorte, der dänischen DNBC-Kohorte, der koreanischen MOCEH-Kohorte und der norwegischen MoBa-Kohorte.
Die frühkindliche Entwicklung umfasst das körperliche Wachstum und die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems in den ersten Lebensjahren, als Voraussetzung für die Aneignung der motorischen, sprachli- chen, sensorischen und geistigen Fähigkeiten. Für bestimmte Altersstufen (z. B. 6, 12, 18, 24 und 36 Monate) sind unterschiedliche Entwicklungsschritte festgelegt, anhand derer die altersgemäße Entwicklung des Kleinkinds ver- folgt werden kann. Zur Bestimmung der kognitiven, psychomotorischen und sprachlichen Entwicklung wurden in allen vier Studien validierte Instrumente (z. B. Bayley-Skala) angewendet. In zwei Studien nahm Fachpersonal die entsprechenden Untersuchungen vor, während in den beiden anderen Studien die Mütter befragt wurden. Als Exposition wurde in allen Studien die Mobiltelefonnutzung der Mutter während der Schwangerschaft untersucht. Die Angaben hierzu wurden in drei Studien während der Schwangerschaft und in einer Studie retrospektiv, als das Kind sieben Jahre alt war, erhoben. Zusätzlich wurde in der Studie von Choi et al. (2017) die HF-EMF- Exposition mithilfe eines Personendosimeters gemessen, das die Mutter 24 Stunden lang am Körper trug.
 Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.























































































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