Page 109 - Auswirkungen-HF-EMF-auf-die-Gesundheit
P. 109

Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode – 109 – Drucksache 20/5646
   stehenden Grenzwerte in Zweifel zu ziehen. Die in einigen Studien gefundenen geringfügigen physiologischen Reaktionen, die Hinweise, dass Kinder eventuell stärker exponiert sein könnten als Erwachsene, die nicht ab- schließend geklärte Frage nach gesundheitlichen Risiken bei einer langfristigen Handyexposition sowohl für Erwachsene, besonders aber für Kinder, legen auch weiterhin einen vorsichtigen Umgang mit drahtlosen Kom- munikationstechniken nahe. Die Beibehaltung der vom BfS und auch von der deutschen Strahlenschutzkom- mission (SSK, 2006) formulierten einschlägigen Vorsorgeempfehlungen vor allem für Kinder und Jugendliche wird weiterhin empfohlen.
Beim Betrieb der bestehenden und der Entwicklung neuer drahtloser Kommunikationstechnologien ist weiterhin auf eine vorsorgliche Minimierung der Exposition der Nutzer und der Bevölkerung zu achten. Die bestehenden Unsicherheiten in der Risikobewertung müssen durch gezielte Forschung weiter eingegrenzt wer- den.«
BfS (2008, S. 6): »Die Ergebnisse des DMF geben insgesamt keinen Anlass, die Schutzwirkung der be-
 Nachfolgeaktivitäten des DMF
Die Nachfolgeaktivitäten des DMF begannen nach Ende des DMF-Hauptprogramms im Jahr 2008. Im vorliegen- den Bericht werden darunter alle thematisch relevanten aus Bundesmitteln geförderten und zumeist vom BfS koordinierten bzw. durchgeführten Forschungsaktivitäten verstanden. Die Analyse durch die FSM (2017) umfasst die bis 07/2017 veröffentlichten 30 Arbeiten, die in Kapitel 8.1.1.1 aufgeführt sind.
Die Evidenzen, die aus den DMF-Nachfolgeaktivitäten resultierten, sind in Tabelle 4.5 dargestellt. Diejeni-
gen Ergebnisse, die Endpunkte56 betreffen, welche schon im Hauptprogramm untersucht wurden, sind in der Ta-
belle in Normalschrift in den entsprechenden Zellen eingetragen und in den entsprechenden Farben für ihre Evi-
denz kodiert. Die Studien, welche neue Endpunkte betreffen, sind kursiv und fett geschrieben und der Zellenrand
57
Die Tabelle 4.5 zeigt, dass die Nachfolgestudien mehrheitlich die Erstbefunde bestätigt haben mit einem Trend hin zur »Entwarnung« (erkennbar durch grüne Schrift in gelben Feldern): in den Bereichen Hirntumore durch Mobiltelefonnutzung/Epidemiologie (Zelle Gc2), Auswirkungen von HF-EMF auf das Denken bzw. die Kognition/Humanstudien (B10) und mögliche Genschädigungen/Zellstudien (Z24) haben die Nachfolgeprojekte keine Effekte nachweisen können.
Erkenntnisse zu sechs neuen Endpunkten sind hinzugekommen (in Tabelle 4.5 farblich umrandete Zellen): schwache Evidenz ergab sich bezüglich der Fragestellung, ob die für junge Erwachsene gefundenen Effekte von HF-EMF (TETRA58) auf kognitive Funktionen auch bei anderen Altersgruppen auftreten: Es sei unklar, ob diese Befunde in Bezug auf Kinder bzw. Jugendliche (B11) und ältere Menschen gültig sind (B30). Keine Einflüsse der HF-EMF wurden auf Verhalten und unspezifische Symptome gefunden (B14). Ebenso wurde bezüglich einer möglichen Einbuße der Fruchtbarkeit HF-EMF nicht als Ursache nachgewiesen, vielmehr scheint der Lebensstil für entsprechenden Effekte verantwortlich zu sein (B6). In Laborexperimenten mit Zellen des blutbildenden Systems zeigten sich ebenfalls keine negativen Wirkungen (Z8).
Der bedeutendste Befund betrifft eine Tierstudie zu Tumoren (T4). Erhöhte Inzidenzen fanden sich für drei Karzinome (Lunge, Leber, Lymphe). Die Studie konnte damit die Resultate einer Erststudie (Tillmann et al. 2010)
56 Da hier und im Folgenden die Aussagen von einzelnen Studien diskutiert werden, bezieht sich »Endpunkt« auf eine Zelle in der Tabelle (d. h. auf die aus einem bestimmten Studientyp ableitbare Evidenz hinsichtlich eines medizinischen Endpunkts) und nicht auf eine gesamte Zeile, die die Gesamtevidenz aller Studientypen enthält.
57 Es handelt sich um die Zellen: T4 (Andere Tumore/Tierstudie), B6 (Fertilität/Biologie), Z8 (Kardiovaskulär/Zellstudie), B11 (Kognition (Kinder)/Biologie), B14 (Unspezifische Symptome/Biologie), B30 (Ältere Menschen/Biologie)
58 TETRA (Terrestrial Trunked Radio, deutsch: landgestützter Bündelfunk) ist ein digitaler Funkstandard, der verbreitet für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) genutzt wird.
 ist farblich markiert.
nen, stellen die Zellenfarben die Befunde aus dem DMF-Hauptprogramm dar. Wie im Kapitel 4.3 ausgeführt stehen die Farben für die Einschätzungen der SSK (2011) und des BfS (2008) auf der Basis der Forschungsbe- funde zu allen im DMF untersuchten Endpunkten (Tab. 4.4).
Um den Informationsgewinn im Vergleich zum DMF-Hauptprogramm beurteilen zu kön-
 Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt.














































































   107   108   109   110   111