Page 79 - Elektromagnetische Befeldung mit Mobilfunkstrahlen
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DISKUSSION
 Hilfe von Mobilfunkstrahlen öffnen oder schädigen zu können, müssten andere Mechanismen wirken.
Thermische Effekte im Bereich der Mobilfunkfrequenzen werden für unwahrscheinlich gehalten, da die im Mobilfunk genutzten Leistungsflussdichten gesetzlich reguliert werden. Der höchste zugelassene GK-SAR Wert (0,4 W/kg) gilt für Personen, die kurzzeitig beruflich exponiert werden und ist daher um den Faktor fünf größer als der für die Bevölkerung festgelegte GK-SAR Wert (0,08 W/kg) und ist nicht als Dauerbelastung zu verstehen. Bestrahlt man einen Liter Wasser (spezifische Wärmekapazität: 4,19 kJ/kgK) mit 0,4 W/kg, erwärmt sich das Wasser nach 200 min unter adiabaten Bedingungen (kein Wärmeaustausch mit der Umgebung) um ein Kelvin. Der Erhaltungsbedarf einer Ratte liegt bei ungefähr 470 kJ pro Tag und Kilogramm Körpergewicht, während Wachstum und Laktation steigt der Bedarf um das 2-3fache an (Gesellschaft für Versuchstierkunde). Dies entspricht einer Leistung von 5,4 W. Die in diesem Versuch bestrahlten Tiere müssen also weniger als ein Zehntel der von ihnen selbst produzierten Wärme zusätzlich abgeben, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Die Exposition mit 0,4 W/kg entspricht der gleichen Belastung, der die Tiere ausgesetzt wären, wenn die Haltungstemperatur um 1,2 K erhöht würde (Körpertemperatur Ratte 38 °C, Haltungstemperatur 22 °C), eine Belastung, von der niemand annehmen wird, dass sie in einer Öffnung der BHS resultiert. Auf der anderen Seite verdeutlicht diese Berechnung, dass durch Bestrahlung von Tieren in kleinen Röhren, in denen eine Wärmeabgabe an die Umgebung nur schlecht möglich ist, eine niedrige SAR von 0,4 W/kg schon nach 200 min zu einer Erhöhung der Körpertemperatur um ein Grad führt. Hinzu käme die tiereigene Wärmeproduktion, die stressbedingt sicher höher ist als normalerweise im Ruhezustand. Die Vermutung, dass eine Öffnung der BHS auch nach niedrigen SAR-Werten ein rein thermischer Effekt ist, liegt nahe.
Es existieren verschiedene Hypothesen, wie eine Bestrahlung im Frequenzbereich des Mobilfunks über athermische Effekte mit biologischem Gewebe interagieren könnte. Niederfrequent modulierte Hochfrequenzfelder könnten im biologischen Gewebe demoduliert werden. So wird zur Datenübertragung der Trägerwelle eine Frequenz aufmoduliert, diese Signalanteile könnten nach Demodulation auf Grund ihrer niedrigen Frequenz Prozesse des Nervensystems beinträchtigen, die im Bereich bis 150 Hz ablaufen (Challis, 2005). Bisher gibt es dafür jedoch keinerlei
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