Page 76 - Elektromagnetische Befeldung mit Mobilfunkstrahlen
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DISKUSSION
 Arbeiten, die sich mit thermischen Effekten nach Bestrahlung mit Mobilfunkstrahlen beschäftigen, geben eine Grenztemperatur von 42-43 °C an, ab der eine Öffnung der BHS regelmäßig auftritt (Ohmoto et al., 1996; Moriyama et al., 1991; Neilly und Lin 1986; Williams et al., 1984; Lin und Lin, 1982). Bis zu einer gewissen Temperatur und Bestrahlungsdauer kann der Körper den Temperaturanstieg durch erhöhte Wärmeabgabe regulieren, so trat nach low dose Bestrahlung von 20 mW/cm2 über 90-180 min keine Öffnung der BHS auf, jedoch nach höheren Dosen mit 65 mW/cm2 schon nach 30-90minütiger Bestrahlung (Rektaltemperatur hier 43,3 °C) (Williams et al., 1984). Eine Öffnung der BHS wird auch durch andere Formen von thermalem Stress erreicht, wie zum Beispiel pyrogen induziertem Fieber oder Hitze- und Kälteschock. Daher ist es wichtig, die tatsächliche Strahlendosis im Versuch zu kontrollieren, um die Beeinflussung durch thermische Effekte zu verhindern.
Neben der Expositionseinrichtung und der Tierwahl spielt auch die Wahl der Untersuchungsmethode und deren Parameter eine entscheidende Rolle. So konnten Oscar und Hawkins (1977) Effekte auf die Integrität der BHS mit Hilfe des Brain Uptake Index messen. Der Versuch von Merritt et al. (1978) diese Ergebnisse zu reproduzieren, gelang jedoch nicht. Erstere Arbeitsgruppe stellte schließlich fest, dass die BUI Methode auf Grund ihrer Abhängigkeit vom cerebralen Blutfluss zu den von ihnen gemessenen Effekten geführt haben könnte (Oscar et al., 1981).
In diesem Zusammenhang ist auch die Wahl des geeigneten Markers wichtig, siehe auch Punkt 5.1. Da die BHS keine völlig geschlossene Barriere darstellt, kann ein Marker, der physiologisch im Blutkreislauf des Tieres vorkommt (zum Beispiel Albumin) in geringen Mengen im Gehirn nachzuweisen sein. Die Entscheidung, ob die im Gehirn gemessene Albumin-Konzentration physiologisch oder pathologisch ist, wird insbesondere dann erschwert, wenn geringste Spuren mit Hilfe der Nachweismethode extrem verstärkt dargestellt werden. Die Verwendung von Markern, die nicht physiologisch im Gehirn vorkommen, verhindert diese Problematik und erleichtert somit die Bestimmung der Integrität der BHS. Williams et al. (1984) vermuten, dass es bei sehr schnell diffundierenden Markern, wie zum Beispiel Natrium-Fluoreszin, zur Aufnahme des Markers in Areale ohne BHS kommt und von dort aus zur Diffusion des Markers in angrenzende Areale. Ein erhöhter cerebraler Blutfluss während der Bestrahlung würde diesen Effekt noch verstärken. Seine Vermutung beruht auf Versuchen, bei denen auch in den nicht bestrahlten
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